“Es ist wirklich fantastisch! Wir freuen uns allesamt schon mächtig auf den letzten Tag des Jahres!! Denn dann öffnen wir unser Glas mit unseren Magic Moments!!!” Vor ein paar Wochen habe ich einer Kundin einen Vorschlag gemacht, mit dem sie die kostbarsten und schönsten Ereignisse eines jeden Tages festhalten kann, und daraus einen Moment von inniger Verbindung mit ihrer Familie zu kreieren.

Glücksmomente im Glas ist eines meiner Lieblings-Tools in meiner Familie. Ich habe damit so tolle Erfahrungen gemacht, dass ich begann, es auch in meiner Beratung anzupreisen. In diesem Blogartikel teile ich nun die Geschichte einer Kundin, die mich sehr berührt hat, weshalb ich auf die Idee kam, ihr dieses Ritual vorzustellen.

Du erhältst außerdem eine Anleitung, mit der du für euch ebenfalls ein solches Ritual schaffen kannst. Es wird dir helfen, eure kostbarsten und schönsten Ereignisse eines jeden Tages festzuhalten und euch nachhaltig mit beinah allen Sinnen zugänglich zu machen, damit euer Fokus wieder auf positiven Momenten, den Glücksmomenten im Glas, ruhen kann. Kreiert euch diesen Moment von inniger Verbindung.

Gut gemeint…

Meine Kundin erzählte mir davon, dass ihr Mann am Ende eines Tages ihre Kinder fragt, worüber sie sich heute ganz besonders gefreut haben. Und anschließend fragt er sie, was nicht so gut lief. 

Kein schlechter Gedanke. Oder? 

Nun verhielt es sich jedoch so, dass sich insbesondere ihre ältere Tochter (5) an den Dingen, die weniger gut liefen, sehr lange aufhielt und darauf rumkaute. Ihre Laune wandert bilderbuchmäßig in den Keller und nichts ließ sie fröhlich sein. Den ganzen Abend. 

Wie schade! Über Negativitätstendenz und Erziehung

Unser Gehirn hat per se eine Negativitätstendenz. Es merkt sich von daher negative Ereignisse einfach intensiver als all die positiven Dinge, die uns widerfahren (Rick Hanson, 2017: Das Gehirn eines Buddha).

Ich empfehle dir deshalb, deine Aufmerksamkeit auf positive Ereignisse auszurichten und das fortwährend zu trainieren. Und deshalb macht es auch total Sinn, bereits deine Kinder darin zu unterstützen. 

Für den konkreten Fall hieße das, die Frage nach dem, was nicht so gut lief, einfach sein zu lassen. Den Fokus auf das, was toll war, zu richten und dabei zu bleiben, ist die bessere Alternative!

Ich meine, wer suhlt sich schon gerne in unangenehmen Erfahrungen? Ich verstehe ja die Intention… Vermutlich steckte dahinter der Gedanke, was das Kind am besten daraus für die Zukunft lernen kann. Aber wie so oft ist dieser Gedanke auch hier hinderlich. 

In meiner Sicht auf die Welt und die Begleitung unserer Kinder ist das ein Erziehungsgedanke, der ausgerichtet ist auf: Was können wir optimieren, verbessern,… Wie kann mein Kind am besten dies und jenes erreichen,…

Da steckt kein Anreiz darin, aus Freude zu lernen. Keine positive Aussicht auf ein wunderschönes Gefühl, das ich unbedingt wieder erreichen will.

Die Idee von Glücksmomente im Glas – von meiner Kundin liebevoll getauft „Magic Moments“ Glas – zielt nun genau darauf ab. Ich erfinde damit das Rad nicht neu, denn diese Idee ist sehr verbreitet (hier findest du ein Beispiel, das auch die Intention hat, schon mit Kindern Achtsamkeit für positive Dinge im Leben zu üben). Dennoch greife ich mit dieser Idee den Gedanken auf, positive Ereignisse auch nachhaltig im Gehirn zu verankern, indem noch weitere Sinneseindrücke mit ins Glas einziehen dürfen. 

gluecksmomente im glas norma burow nackte fusse im efeu auf waldboden
Ich mit nackten Füßen mitten im Efeu im Wald. Dieser Tag war erst ziemlich hektisch, doch ein Moment des Innehaltens im Wald half mir, wieder zu mir zu kommen. Seither steht Waldbaden auf der Liste meiner 100 liebsten Dinge. Ich rieche noch heute den Wald und fühle die Kühle an meinen Füßen, wenn ich dieses Bild sehe.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Nimm dir einen Zettel und schreibe ein Ereignis des letzten Tages auf, an das du dich gerne erinnern willst. Weil es dich glücklich gemacht hat. Weil es sich so unglaublich schön angefühlt hat. Weil dein Herz vor Freude dabei hüpfte. 
  2. Schreibe dazu auch deine Gefühle auf. Je genauer du wirst, umso genauer wirst du dich auch erinnern können. 
  3. Reichere diesen Eintrag an mit Notizen zu deinen Sinneseindrücken. Hast du vielleicht etwas Spezielles gerochen? Gespürt? Was war das genau? Hast du ein Foto davon, das du mit dazu tun kannst? 
  4. Die Königsdisziplin wäre, außerdem noch zu beschreiben, wo in deinem Körper, oder wenn es ein Ereignis deines Kindes war, in seinem*ihrem Körper es Gefühle gespürt hat. (Wie meine Erfahrung damit ist und wie das aussehen kann, beschreibe ich in einem meiner nächsten Texte.)
  5. Suche dir ein schönes Gefäß aus. Nimm zum Beispiel ein Schraubglas, dekoriere es nach Herzenslust und fülle es, so oft du willst mit deinen/euren Glücksmomenten. 
  6. Am Ende eines Jahres macht es euch gemeinsam gemütlich, lest eure Glücksmomente vor und schwelgt in Erinnerungen.

Befrage deine Kinder, woran sie sich gerne erinnern! Was soll davon ins Glücksmomente Glas aufgenommen werden? Es kann alles mögliche sein. Z.B. ein Lieblingsessen, eine tolle Rutsche entdeckt zu haben, zum ersten Mal mit dem Fahrrad fahren,…

glucksmomente im glas norma burow kind klettert im baum
Meine Tochter zum ersten Mal auf unserem Kletterbaum. Sie war frisch 3 Jahre alt und stolz so weit gekommen zu sein. Ich war stolz, weil sie so mutig war und ich ganz in Ruhe ein Foto machen konnte. Ich höre noch heute das kratzende Geräusch ihrer Hose und Jacke an der Rinde des Baumes.

Glücksmomente im Glas für das intensive Erleben von positiven Momenten

Dies ist nur eine Idee von vielen. Für mich stand im Vordergrund, für jedes Familienmitglied ein schönes Ritual zu entwickeln, das euch eint, das euch hilft, sich auf das, was euch gut gelingt und was euch Freude bereitet. Zusätzlich bietet diese Idee die Möglichkeit, es später nochmal abzurufen und als gemeinsames Ritual zu begehen, das jedem Familienmitglied individuell noch einmal köstliche Erinnerungen schenkt, die sich darüber auch im Gehirn nachhaltig festigen können.

Für Kinder bedeutet das gemeinsame Schwelgen in Erinnerungen die Welt. Sie lieben es intensiv, mit ihren Eltern das Erlebte wieder auferstehen zu lassen, was letztlich sogar förderlich für ihre Entwicklung ist. Weil sie besonders emotional erlebte Momente auch ein Leben lang abspeichern, ist es wahrscheinlich, dass es gerade die Momente sind, in denen sie sich weggetan haben. Wie schön wäre es doch, diesem perfekten Mechanismus ihres Gehirn auch positive intensive Momente zu schenken?

Woran möchtest du dich und deine Kinder heute erinnern?