3-Tage-Töpfchentraining, KI-gesteuerte Windeln und Trockenwerden-Apps – der Markt für vermeintlich schnelle Lösungen boomt 2025 wie nie zuvor und verspricht Sicherheit und Kontrolle. Aber welche dieser Trends halten wirklich, was sie versprechen? Und welche könnten deinem Kind sogar schaden?

Als promovierte Elternberaterin verfolge ich die wissenschaftliche Forschung zum Thema Trockenwerden und möchte zeigen, dass einige der gehyptesten Trends 2025 im direkten Widerspruch zu dem stehen, was Kinder für eine gesunde Entwicklung ihrer Blasenfunktion und ihres Körpergefühls wirklich brauchen.

Die gute Nachricht: Es gibt auch Entwicklungen, die wirklich vielversprechend sind. Trends, die auf wissenschaftlicher Evidenz basieren und dir und deinem Kind den Weg in die Windelfreiheit tatsächlich erleichtern können – ganz ohne technische Spielereien und ohne Drei-Tage-Versprechen. Stattdessen setzen sie auf das, was die Forschung als wirklich wichtig erkannt hat: Eine frühe, bedürfnisorientierte Begleitung.

In diesem Artikel erfährst du, welche drei Trends 2025 dein Kind beim Trockenwerden wirklich unterstützen – und welche drei du getrost ignorieren kannst. Damit du informiert entscheiden kannst, was das Beste für dich und dein Kind ist und du erkennst, dass es beim Trockenwerden um mehr als nur Kontrolle geht: Es geht um eine achtsame, wertschätzende Begleitung deines Kindes.

Wenig Zeit? Das Wichtigste in Kürze

  • Aktuelle Forschung zeigt: Eine frühe, bedürfnisorientierte Begleitung beim Trockenwerden (statt starrem Training) kann das Risiko für spätere Blasenprobleme erheblich senken.
  • Achte auf die ganzheitliche Entwicklung deines Kindes: Körperbewusstsein, motorische Fähigkeiten und das Streben nach Selbstständigkeit sind wichtiger als starre Altersvorgaben.
  • Nachhaltiges Trockenwerden bedeutet, den individuellen Rhythmus deines Kindes zu respektieren und seine Körperwahrnehmung zu stärken – statt auf schnelle Lösungen zu setzen.
  • Apps, KI-Windeln und „Smart Diapers“ können die natürliche Körperwahrnehmung deines Kindes stören und deine elterliche Intuition schwächen – lass dich nicht von technischen Versprechen blenden.
  • „In-3-Tagen-trocken“-Programme ignorieren die individuelle Entwicklung und können zu Stress, Angst und Rückschlägen führen – eine entspannte, aufmerksame Begleitung ist langfristig erfolgreicher.

Töpfchentraining 2025: Diese Trends helfen wirklich beim Trockenwerden

Studien zum richtigen Zeitpunkt

Was aktuelle Forschung zeigt

Die wissenschaftliche Evidenz der letzten Jahre zeichnet ein klares Bild: Eine frühe Kommunikation über Ausscheidungen (Elimination Communication, EC oder auch WindelFrei genannt), die eine frühe bedürfnisorientierte Begleitung beim Trockenwerden ist, kann erstaunliche Vorteile für Kinder haben. Besonders interessant sind die Ergebnisse einer großangelegten Studie von Xu et al. (2021) mit über 10.000 Kindern: Nur 1,36% der Kinder, die früh und mittels EC begleitet wurden, entwickelten später Probleme mit der Blasenfunktion – im Gegensatz zu 15,71% der Kinder ohne frühe Begleitung.

Auch eine Studie von Xing et al. (2020) bestätigt: Kinder, die vor dem ersten Lebensjahr mittels Ausscheidungskommunikation begleitet wurden, könnten ein deutlich geringeres Risiko für eine überaktive Blase (OAB) im späteren Leben haben. Diese Erkenntnisse unterstreichen die potenzielle Bedeutung frühzeitiger bedürfnisorientierter Begleitung für die urologische Gesundheit von Kindern.

Der Unterschied zum klassischen „frühen Training“

Wichtig ist hier die Unterscheidung: Es geht nicht um das oft kritisierte „frühe Training“ vergangener Jahrzehnte, bei dem Kinder unter Druck gesetzt wurden. Der neue Trend zur wissenschaftlich fundierten Früh-Begleitung basiert auf einem völlig anderen Ansatz:

  • Bedürfnisorientierung statt Zeitplan: Statt starrer Toilettenzeiten geht es darum, die natürlichen Signale des Kindes wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
  • Kommunikation statt Konditionierung: Aktuelle Forschung zeigt, dass bereits Babys ihre Ausscheidungsbedürfnisse kommunizieren können – lange bevor sie sprechen können.
  • Begleitung statt Training: Der Fokus liegt auf einer entspannten, liebevollen Begleitung, die sich an den individuellen Entwicklungsschritten des Kindes orientiert.

Interessanterweise widerlegen aktuelle Studien auch die weit verbreitete Annahme, dass ein früher Start automatisch zu einer längeren „Trainingszeit“ führt. Im Gegenteil: Carvalho et al. (2022) fanden heraus, dass ein verzögerter Start nach dem 24. Lebensmonat sogar das Risiko für späteres Bettnässen erhöhen kann.

Der Trend frühen Begleitung ist damit mehr als nur ein vorübergehender Hype – er basiert auf solider Forschung und zeigt: Wenn wir unsere Kinder von Anfang an aufmerksam und liebevoll bei diesem Entwicklungsschritt begleiten, können wir ihnen den Weg in die Trockenheit deutlich erleichtern.

Trockenwerden bei Kleinkindern: So erkennst du die Bereitschaft

Die Verbindung von körperlicher und emotionaler Entwicklung

Einer der wichtigsten Trends 2025 ist die Erkenntnis, dass Trockenwerden weit mehr ist als ein rein körperlicher Prozess. Die Forschung von Wyndaele et al. (2020) identifiziert drei zentrale Bereiche, die zusammenspielen:

  • Das Bewusstsein für die eigenen Ausscheidungsbedürfnisse
  • Die motorischen Fähigkeiten
  • Das Streben nach Selbstständigkeit

Interessant ist: Diese Bereiche entwickeln sich nicht isoliert, sondern in ständiger Wechselwirkung. Ein Kind, das sich emotional sicher fühlt, wird auch körperlich entspannter sein – und damit offener für neue Entwicklungsschritte.

Sanfte Angstprävention statt Problembekämpfung

Statt erst zu reagieren, wenn Ängste oder Blockaden entstehen, setzt der Trend zur ganzheitlichen Begleitung auf Prävention:

  • Frühzeitige, positive Kommunikation über Körperfunktionen
  • Aufbau einer vertrauensvollen Atmosphäre
  • Respektvoller Umgang mit den Grenzen des Kindes

Die Ergebnisse sprechen für sich: Kinder, die von Anfang an ganzheitlich begleitet werden, zeigen deutlich weniger Widerstände und Ängste beim Trockenwerden.

Ein spannender Aspekt aus der Forschung: Bereits Babys zwischen 12 und 15 Monaten lernen aktiv durch Beobachtung und Nachahmung (Fenson & Ramsey, 1981; Jones, 2009). Sie nehmen Abläufe in ihrer Umgebung auf und probieren diese in ihrem eigenen Tempo aus. Schon bevor sie Handlungen vollständig nachahmen oder bewusst verstehen, worum es geht, entwickeln sie durch wiederkehrende Erfahrungen ein erstes Körperbewusstsein

Das zeigt, wie wertvoll eine frühe, positive Kommunikation über Körperfunktionen ist – sie unterstützt nicht nur das Nachahmungslernen, sondern auch die emotionale Sicherheit des Kindes.

Spielerische Elemente, die wirklich helfen

Der ganzheitliche Ansatz integriert das Trockenwerden spielerisch in den Alltag:

  • Gemeinsames Entdecken von Körpersignalen
  • Rituale, die Sicherheit geben
  • Bewegungsspiele, die die Körperwahrnehmung fördern

Dabei geht es nicht um „Belohnungssysteme“ oder aufgesetztes „Töpfchentraining“. Die spielerischen Elemente entstehen natürlich aus dem Alltag und der Beziehung zwischen Eltern und Kind.

Wichtig ist: Die ganzheitliche Entwicklungsbegleitung ersetzt nicht nur die oft kritisierten „3-Tage-Programme“ – sie bietet einen völlig anderen Zugang. Einen, der die emotionale und körperliche Entwicklung deines Kindes als Einheit betrachtet und damit nachhaltige Erfolge ermöglicht.

Töpfchentraining oder abwarten? Lieber nachhaltiges Trockenwerden 

Umweltbewusste Alternativen zur Wegwerfwindel

Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit ist beim Thema Trockenwerden auch im Jahr 2025 zu finden – und das aus gutem Grund: Ein Kind verbraucht während der Wickelzeit durchschnittlich 5000 Wegwerfwindeln, die bis zu 500 Jahre brauchen, um sich zu zersetzen. Aber es geht um mehr als Umweltschutz: Aktuelle Studien wie Li et al. (2020) zeigen, dass übermäßiger Gebrauch von Wegwerfwindeln sogar das Risiko für späteres Bettnässen erhöhen kann.

Der Trend geht daher in Richtung:

  • Reduzierter Windelverbrauch durch aufmerksame Begleitung
  • Hybride Lösungen (Kombination aus Stoffwindeln und zeitweiser Windelfreiheit)
  • Nachhaltige Materialien für Töpfchen und Zubehör

Langfristige statt schnelle Lösungen

Die Forschung gibt uns hier eine klare Richtung vor: Während „Schnell-Trocken-Programme“ oft zu Rückschlägen führen, zeigen Studien wie die von Carvalho et al. (2022), dass eine geduldige, bedürfnisorientierte Begleitung vielversprechend ist. 

Was bedeutet „nachhaltiges Trockenwerden“ wirklich? Es geht um:

  • Den individuellen Rhythmus achten: Anstatt einem starren Zeitplan zu folgen, erkennen wir an, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Wir beobachten aufmerksam und begleiten, statt zu drängen.
  • Körperwahrnehmung stärken: Ein achtsamer Ansatz fördert das Bewusstsein für den eigenen Körper und seine Signale. So lernt dein Kind, seine Blase und seinen Darm besser zu verstehen.
  • Integration in den Familienalltag: Das Trockenwerden wird nicht zum isolierten „Projekt“, sondern fügt sich natürlich in eure Routine ein. Es wird zum Teil eures Lebens, ohne Stress und Zwang.

Und das ist spannend: Es gibt Hinweise darauf, dass Kinder, die von Anfang an bedürfnisorientiert begleitet werden, möglicherweise schneller eine zuverlässige Blasenkontrolle entwickeln als Kinder, bei denen man auf einen vermeintlich „idealen Zeitpunkt“ wartet (Xu et al., 2021).

Dieser Ansatz vermeidet unnötigen Zeitdruck. Wie Wyndaele und Vermandel (2023) in ihrem Übersichtsartikel feststellen, kann Druck negative Folgen haben: Angst, Frustration und Kontrollverlust, im schlimmsten Fall sogar Verstopfung oder Harnfunktionsstörungen.

Auch wenn der direkte Beweis für eine bessere Blasenkontrolle durch den Verzicht auf einen strikten Zeitplan noch aussteht, spricht vieles dafür, dass ein entspannterer Ansatz, der auf die Bedürfnisse und Reifezeichen des Kindes eingeht, insgesamt hilfreich ist. So vermeiden wir unnötigen Druck und stärken das Vertrauen in die Kompetenz unseres Kindes.

Wichtig ist, dass du als Mama oder Papa die Signale deines Kindes richtig deutest und das Trockenwerden an eure individuellen Bedürfnisse anpasst. Trau dich, deinen eigenen Weg zu finden.

Die Rolle der Online-Community

Ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Trockenwerdens 2025 ist die Unterstützung durch gleichgesinnte Eltern. Anders als bei herkömmlichen Social-Media-Gruppen geht es hier aber nicht um Vergleiche oder Zeitdruck, sondern um:

  • Austausch von Erfahrungen mit bedürfnisorientierter Begleitung
  • Gegenseitige Ermutigung auf dem individuellen Weg
  • Praktische Tipps für nachhaltige Lösungen im Alltag

Besonders wertvoll sind dabei Communities, die sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren statt an kurzlebigen Trends. Denn eines zeigt die Forschung deutlich: Nachhaltiges Trockenwerden ist kein Sprint, sondern eine Reise – eine, die mit der richtigen Begleitung für alle Beteiligten bereichernd sein kann. Schau dir auch meine Beziehungsweise Gemeinschaft an!

Diese 3 Trends kannst du 2025 getrost vergessen

Töpfchentraining mit Apps und Smart Diapers: Was Expert:innen sagen

2025 boomt der Markt für „intelligente“ Lösungen rund ums Trockenwerden: Apps versprechen den „perfekten Zeitpunkt“ zu berechnen, während KI-gesteuerte Windeln das Trockenwerden durch High-Tech revolutionieren sollen. Diese technischen Lösungen locken mit beeindruckenden Features:

  • Apps analysieren Ausscheidungsmuster und erstellen „optimale“ Toilettenpläne
  • Smart Diapers melden durch Feuchtigkeitssensoren sofort, wenn die Windel nass ist
  • Eingebaute Sensoren überwachen pH-Werte und sollen Gesundheitsprobleme früh erkennen
  • KI-Systeme versprechen personalisierte Vorhersagen fürs Trockenwerden
  • Automatische Benachrichtigungen ans Smartphone sollen den Alltag erleichtern

Was diese technischen Lösungen zusätzlich versprechen:

  • Personalisierte Erinnerungen für Toilettengänge
  • Detailliertes Tracking von „Erfolgen“ und „Misserfolgen“
  • Spielerische Belohnungssysteme mit Punkten und Levels
  • „Wissenschaftlich fundierte“ Vorhersagen
  • „Stress-freies“ Trockenwerden durch technische Unterstützung

Doch die Realität sieht anders aus. Die Forschung zeigt: Erfolgreiches Trockenwerden basiert auf einem sensiblen Wechselspiel zwischen der wachsenden Körperwahrnehmung des Kindes, der sich entwickelnden elterlichen Intuition und einer feinfühligen Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Apps und Smart Diapers können diesen natürlichen Entwicklungsprozess empfindlich stören.

Die Auswirkungen auf dein Kind:

Apps und Smart Diapers können diesen natürlichen Entwicklungsprozess empfindlich stören:

  • Gestörte Körperwahrnehmung: Statt die eigenen Körpersignale kennenzulernen, lernt dein Kind, auf externe Signale zu warten
  • Stress durch Fremdbestimmung: Getaktete Toilettenzeiten ignorieren die natürlichen Rhythmen deines Kindes
  • Verlust von Autonomie: Die ständige technische Überwachung vermittelt deinem Kind: „Du kannst das nicht alleine“
  • Leistungsdruck statt Entwicklung: Gamification macht aus einem natürlichen Entwicklungsschritt einen Wettkampf
  • Abhängigkeit: Dein Kind lernt nicht, seinen eigenen Körpersignalen zu vertrauen
  • Gestörte Blasenkontrolle: Die Forschung zeigt: Eine gesunde Blasenfunktion entwickelt sich durch aufmerksames Wahrnehmen der eigenen Signale, nicht durch externe Steuerung

Die Auswirkungen auf dich als Elternteil:

Auch für dich als Elternteil haben diese technischen „Hilfsmittel“ problematische Folgen:

  • Verkümmernde Intuition: Je mehr du dich auf Apps verlässt, desto weniger lernst du, die Signale deines Kindes zu „lesen“
  • Digitaler Stress: Ständige Benachrichtigungen und Erinnerungen erzeugen zusätzlichen Druck
  • Verunsicherung: Widersprüchliche App-Empfehlungen und nicht erreichte „Ziele“ lassen dich an deinen Fähigkeiten zweifeln
  • Gestörte Bindung: Die Konzentration auf technische Lösungen lenkt von der wichtigen Eltern-Kind-Kommunikation ab
  • Abhängigkeit von Technik: Apps suggerieren, dass du ohne sie nicht kompetent genug bist
  • Verlust wertvoller Lernchancen: Die natürliche Entwicklung deiner elterlichen Kompetenzen wird gehemmt

Was die Forschung dazu sagt:

Studien, wie die von Wyndaele et al. (2020), betonen die Bedeutung der Körperwahrnehmung, elterlichen Intuition und Kommunikation für eine erfolgreiche Entwicklung der Blasenkontrolle.

Keine App der Welt kann diese essenziellen Entwicklungsprozesse ersetzen.

Die bedürfnisorientierte Alternative:

Statt auf technische Lösungen zu setzen, empfiehlt die Forschung:

  • Aufmerksame Beobachtung: Lerne die individuellen Signale deines Kindes kennen
  • Natürliche Kommunikation: Entwickle eine entspannte Kommunikation über Ausscheidungsbedürfnisse
  • Vertrauen stärken: Unterstütze dein Kind dabei, seinen eigenen Körpersignalen zu vertrauen
  • Intuition entwickeln: Vertraue deinen wachsenden Fähigkeiten als Elternteil
  • Stress reduzieren: Genieße eine technikfreie, entspannte Begleitung
  • Beziehung stärken: Nutze das Trockenwerden als Chance für eine tiefere Bindung

Der kritische Punkt ist: Diese technischen Hilfsmittel suggerieren uns, dass wir sie brauchen, um unser Kind beim Trockenwerden zu begleiten. Dabei ist es genau umgekehrt: Je mehr wir uns auf technische Hilfen verlassen, desto weniger entwickeln wir unsere natürlichen Fähigkeiten als Eltern und desto weniger unterstützen wir unser Kind dabei, ein gesundes Körpergefühl zu entwickeln.

Die Forschung von Xu et al. (2021) bestätigt: Kinder, deren Eltern aufmerksam ihre Signale beobachten und intuitiv darauf reagieren, entwickeln nicht nur früher Blasenkontrolle – sie haben auch ein deutlich geringeres Risiko für spätere Probleme.

Technische Hilfsmittel können uns also paradoxerweise von dem abbringen, was wirklich wichtig ist: Der Entwicklung unserer elterlichen Intuition und einer sensiblen Kommunikation mit unserem Kind.

Starre Checklisten sind 2025 überholt

Wieso traditionelle Listen mit fixen Kriterien überholt sind

Die Forschung der letzten Jahre zeigt deutlich: Die starren, traditionellen Checklisten mit ihren „Alles-oder-Nichts“-Kriterien sind wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Diese Listen, die jahrzehntelang als „Goldstandard“ galten, setzen oft unrealistische Standards und lassen Eltern verunsichert zurück.

Die Probleme mit traditionellen Checklisten:

  • Sie suggerieren, dass alle Kriterien erfüllt sein müssen
  • Sie berücksichtigen nicht die individuellen Stärken des Kindes
  • Sie schaffen unnötigen Druck durch starre Altersvorgaben
  • Sie ignorieren die emotionale Komponente der Eltern-Kind-Beziehung

Was stattdessen wichtig ist: Der neue Trend zu evidenzbasierten, flexiblen Checklisten

Der aktuelle Forschungsstand, wie etwa die wegweisende Studie von Wyndaele et al. (2020), zeigt: Es kommt nicht darauf an, wie viele Häkchen du setzt, sondern welche und wie du sie interpretierst. Bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen des Kindes sind besonders wichtig für den Erfolg. Die Studie unterstreicht, dass folgende Aspekte oft aussagekräftiger sind als lange Listen mit starren Kriterien:

  • Körperwahrnehmung (das Erkennen von Harndrang),
  • grundlegende motorische Fertigkeiten (das selbstständige Hoch- und Runterziehen der Hose) und
  • das Streben nach Selbstständigkeit (der Wunsch, Dinge alleine zu schaffen).

Eine moderne, forschungsbasierte Checkliste – wie du sie auch in meiner “Checkliste zum Töpfchen-Start: Von der Windel zu Töpfchen” findest – unterscheidet sich deshalb fundamental von starren Ansätzen:

  • Flexibilität statt Starrheit: Sie berücksichtigt, dass jedes Kind seinen eigenen Entwicklungsweg hat
  • Ganzheitlichkeit statt Fragmentierung: Sie betrachtet das Zusammenspiel verschiedener Entwicklungsbereiche
  • Stärkung statt Verunsicherung: Sie unterstützt Eltern dabei, ihre Intuition zu entwickeln
  • Individualität statt Standardisierung: Sie hilft, die einzigartigen Signale des eigenen Kindes zu erkennen

Das bedeutet: Meine evidenzbasierte Checkliste zum Töpfchen-Start ist ein flexibles Instrument, das dir hilft, die individuellen Signale deines Kindes zu erkennen und zu interpretieren – ohne starren Zeitplan und ohne Druck.

Warum dieser Ansatz 2025 besonders wichtig wird

In einer Zeit, in der Eltern von allen Seiten mit Ratschlägen und „Must-Have“-Listen bombardiert werden, braucht es mehr denn je evidenzbasierte, aber flexible Orientierungshilfen. Eine moderne Checkliste wie meine unterstützt dich dabei:

  • Die wirklich relevanten Signale deines Kindes zu erkennen
  • Selbstbewusst zu entscheiden, wann der richtige Moment ist
  • Eine entspannte und liebevolle Begleitung zu gestalten
Bild der Töpfchen-Start Checkliste. Ab wann ist dein Kind bereit fürs Töpfchentraining? Finde es heraus und lade die Checkliste hier runter.
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„In-3-Tagen-trocken“-Programme

Die Wahrheit hinter den Versprechen

2025 boomen die Angebote für „schnelles Trockenwerden“ mehr denn je. Mit verlockenden Versprechen wie „Garantiert trocken in nur 72 Stunden“ oder „Das Wochenend-Wunder für windelfrei“ werben zahlreiche Kurse, Bücher und Online-Programme. Doch was aktuelle Studien dazu sagen, ist ernüchternd. Eine umfassende Übersichtsarbeit von Klassen et al. (2006) untersuchte verschiedene Toilettentrainingsmethoden und betonte die Notwendigkeit, die wissenschaftliche Evidenz hinter den Versprechungen kritisch zu hinterfragen.

Was diese Programme versprechen:

  • Ein strukturiertes, intensives Vorgehen mit klarem Zeitplan
  • Schnelle Erfolge durch konsequentes Training
  • Keine „Rückschläge“ durch klare Regeln
  • Ein festes Belohnungssystem, das „garantiert funktioniert“
  • Das Ende aller Windel-Sorgen in nur einem Wochenende

Was die Forschung tatsächlich zeigt:

Die wissenschaftliche Evidenz zeichnet ein völlig anderes Bild. Wyndaele und Vermandel (2023) zeigen in ihrer Forschung, dass Druck und Stress im Trockenwerdeprozess negative Folgen haben können. Die Autoren betonen, dass forcierte Ansätze:

  • Erhöhten Angstzuständen und Frustration bei Kindern führen können
  • Das Risiko für Ausscheidungsverweigerung und damit verbundene Probleme erhöhen
  • Möglicherweise die natürliche Entwicklung des Körpergefühls und das Vertrauen in die eigenen Körpersignale beeinträchtigen können
  • Die Eltern-Kind-Beziehung durch Machtkämpfe und Verbitterung belasten können.

Klassen et al. (2006) fanden zwar heraus, dass intensive Methoden wie die ‚Azrin and Foxx‘-Methode zu schnellen Erfolgen führen können, wiesen aber auch auf den Mangel an Daten hin, die die langfristige Nachhaltigkeit dieser Erfolge belegen.

Die psychologischen Kosten schneller Programme:

Was in den Werbeversprechen der 3-Tage-Programme nie erwähnt wird, sind die emotionalen und psychologischen Kosten:

  • Für das Kind: Überforderung, Stress und möglicherweise ein gestörtes Verhältnis zu den eigenen Körperfunktionen
  • Für die Eltern: Frustration bei ausbleibenden Erfolgen, Schuldgefühle und erhöhter Stress durch den selbstauferlegten Zeitdruck
  • Für die Eltern-Kind-Beziehung: Eine natürliche Entwicklungsphase wird zum Leistungsdruck-Szenario umfunktioniert

Der Unterschied zwischen „schnell“ und „nachhaltig“:

Während 3-Tage-Programme auf schnelle, sichtbare Ergebnisse abzielen, geht es bei einer bedürfnisorientierten Begleitung um nachhaltige Entwicklung:

3-Tage-ProgrammeBedürfnisorientierte Begleitung
Fokus auf das ErgebnisFokus auf den Prozess
Externes BelohnungssystemIntrinsische Motivation
Starre ZeitpläneIndividuelles Tempo
One-size-fits-all„-AnsatzAuf das Kind abgestimmte Begleitung
Kurzfristige „Erfolge“Langfristige Blasengesundheit

Die langfristigen Auswirkungen im Blick:

Es ist wichtig zu beachten, dass 3-Tage-Programme, obwohl sie kurzfristig Erfolge versprechen, nicht immer die langfristige Entwicklung des Kindes optimal unterstützen. Während es Kinder gibt, bei denen diese Methode funktioniert, berichten andere Eltern von späteren Schwierigkeiten.

Mögliche Folgen eines forcierten Ansatzes können sein:

  • Einige Kinder entwickeln ein Muster des Zurückhaltens von Urin oder Stuhl.
  • Bei manchen Kindern kann Anspannung oder Unbehagen beim Toilettengang entstehen.
  • Die Angst vor „Unfällen“ kann sich negativ auf das Selbstbewusstsein auswirken.
  • In einigen Fällen können Schamgefühle im Zusammenhang mit natürlichen Körperfunktionen entstehen.

Allerdings ist die Studienlage zu den langfristigen Auswirkungen verschiedener Trainingsmethoden begrenzt, wie auch Klassen et al. (2006) in ihrer Übersichtsarbeit feststellten.

Daher ist es entscheidend, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein. Stress, Angstzustände und eine beeinträchtigte Körperwahrnehmung können langfristige Auswirkungen auf die gesunde Entwicklung des Kindes haben.

Der nachhaltige Weg:

Statt auf schnelle Lösungen zu setzen, empfehle ich:

  • Eine frühe, aber druckfreie Begleitung
  • Aufmerksames Beobachten der kindlichen Signale
  • Flexible Anpassung an die individuellen Bedürfnisse
  • Eine positive, entspannte Kommunikation über Körperfunktionen
  • Geduld und Vertrauen in die natürliche Entwicklung des Kindes

Meine Erfahrung aus der Beratung zeigt: Kinder, die ihren eigenen Entwicklungsrhythmus gehen durften, entwickeln ein gesünderes Verhältnis zu ihrem Körper und seinen Funktionen. Sie lernen nicht nur, „trocken zu sein“, sondern entwickeln ein echtes Verständnis für ihre Körpersignale – eine Fähigkeit, die weit über die Windeljahre hinaus wertvoll ist, weil sie uns auch als Erwachsene in vielen Lebensbereichen dienlich sein wird. Mein Begriff dafür ist Körperweisheit und es ist nie zu spät sie aufzubauen 😉

Fazit: Der richtige Trend 2025 fürs Trockenwerden deines Kindes

Hinter jedem Trend steckt eine Sehnsucht: Der Wunsch nach einer einfachen Lösung, nach Sicherheit und Kontrolle. Doch beim Trockenwerden geht es um mehr als das.

Es geht darum, deinem Kind mit Wertschätzung und Achtsamkeit zu begegnen, seine Signale zu verstehen und ihm den Raum zu geben, seinen eigenen Weg zu finden. So wird das Trockenwerden zu einem weiteren Schritt auf einer Reise voller Vertrauen und Verbundenheit.

Die spannendste Erkenntnis aus der aktuellen Forschung ist vielleicht diese: Du musst dich nicht zwischen „früh“ und „spät“, zwischen „aktiv“ und „abwartend“ entscheiden. Der Schlüssel liegt in einer aufmerksamen, aber dennoch individuellen Begleitung.

Dein nächster Schritt? Lade dir meine evidenzbasierte Checkliste zum Töpfchen-Start herunter und starte informiert und entspannt in diese wichtige Entwicklungsphase. Denn eines ist sicher: Mit dem richtigen Wissen und einer bedürfnisorientierten Herangehensweise kann das Trockenwerden eine positive Erfahrung für dich und dein Kind werden.

Bild der Töpfchen-Start Checkliste. Ab wann ist dein Kind bereit fürs Töpfchentraining? Finde es heraus und lade die Checkliste hier runter.
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Literatur

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