Judith Peters, meine persönliche Queen of Blog, fragte in ihrer “Blog Your Purpose” Challenge Ende Mai 2023: “Was willst du bewirken?” *räusper räusper* Was will ich bewirken? Seit etwas mehr als 2 Jahren bin ich nun selbständig und dachte, die Frage nach meinem Warum? schon längst beantwortet zu haben. Doch wie es so ist, schleiche ich mich um die Verschriftlichung und Veröffentlichung der Gedanken dazu herum. Jetzt ist es jedoch so weit und ich erzähle es dir in diesem Text.

Ich will, dass ich mein Enkelkind auf den Schoß bekomme.

Mein größtes Warum. Ganz egoistisch. Oder doch nicht?!

Es gibt eine Kopfbewegung meiner eigenen Mutter, die mich sofort aufspringen lässt: Sie neigt ihren Kopf in den Nacken, um durch den Nahbereich ihrer Brille besser sehen zu können. Das macht sie immer genau dann, wenn sie auf der Haut ihres Gegenübers einen Fleck, zumeist einen Pickel entdeckt hat. Was darauf folgt, ist eine Bewegung mit ihren Fingern, um dieses Etwas zu entfernen.

Eines Tages, meine Tochter war vielleicht 1,5 Jahre alt, sah ich – wie in Zeitlupe – diese Kopfbewegung meiner Mutter vor dem Gesicht meiner Tochter. Ich schrie STOPP und sprang auf, um das zu unterbinden. Ich will das nicht. Partout nicht.

Zu viele schreckliche Erinnerungen an diese Kopfbewegung in meiner eigenen Kindheit haben zu diesem Entschluss geführt. Diese Kopfbewegung steht für mich exemplarisch für Macht und Gewalt. Und diese Kopfbewegung zeigte mir in dem Moment wieder deutlich, warum ich ihr mein Kind nicht übergeben kann.

Die Ohn-Macht der Kindheit

Ich weiß einfach zu viel über Kindes- und Persönlichkeitsentwicklung. Ich weiß es aus meiner eigenen Erfahrung und ich weiß es aus der Forschung.

Kindheit ist für unsere emotionale und mentale Gesundheit extrem wichtig. Denn Kinder sind von Natur aus abhängig von ihren Eltern für ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Sicherheit und Fürsorge. In dieser Abhängigkeit entwickeln sie ein tiefes emotionales Band zu ihren Eltern. Und egal wie ihre Eltern sie behandeln, sie werden sie immer lieben. Sie neigen eher dazu, sich selbst als “falsch” oder nicht liebenswert empfinden.

Sie wollen immer die Beziehung zu ihren Eltern aufrechterhalten. Das führt oft dazu, dass sie sich anpassen und versuchen, die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen, um ihre Liebe und Zustimmung zu gewinnen. Die Art und Weise, wie sie behandelt werden, prägt ihr Selbstwertgefühl, ihre Beziehungsfähigkeiten und ihre Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen. Dieses Muster begleitet sie ihr ganzes Leben.

Für mich ist es das Dilemma der Kindheit. Kinder sind dem starken Einfluss ihrer Umgebung ausgesetzt und gleichzeitig sind sie faktisch machtlos, etwas daran zu ändern. Und wir, ihre Eltern, versuchen trotz dieser Prägung den Teufelskreis zu durchbrechen, damit unsere Kinder es mit ihren Kindern leichter haben werden. Slash, damit auch wir unsere Enkelkinder auf den Schoß bekommen.

Die Herausforderung mit dieser Prägung

Neulich, meine Tochter ist nunmehr 5 Jahre alt, hatte sie schrecklichen Husten. Reizhusten schon den 3. Tag. Ich bin selber Asthmatikerin und kann nicht sooooo unbeschwert einem anderen Menschen beim Husten zuhören. Ich schaffe mittlerweile schon einiges und bin ziemlich stark im Vertrauen über die körperlichen Prozesse meines insgesamt äußerst gesunden Kindes. Dennoch wollte ich an diesem Abend, dass sie Hustensaft nimmt, der ihren Hustenreiz stillen sollte für eine ruhige Nacht. Doch nichts war zu machen.

Wie sehr habe ich es wohl geschafft, emphatisch und zugewandt zu bleiben? Wie sehr habe ich es wohl geschafft, dieses verzweifelt weinende Kind nicht final zum Hustensaft zu zwingen und unsere Beziehung über alles zu stellen? Wie sehr habe ich es wohl geschafft, nicht wie meine eigene Mutter zu sein? Wie sehr habe ich es wohl geschafft, meinen eigenen Anspruch an eine gewaltfreie Kindheit zu halten? Wie sehr habe ich es wohl geschafft, meine Prägung nicht durchbrechen zu lassen?

Gar nicht. Auch wenn mir das zwischendurch in Wellen ganz gut gelang, habe ich etwas getan, was ich verstandesgemäß nicht habe tun wollen. Ich bedaure das sehr. Denn letzten Endes hat es einfach viel zu lange gedauert, bis ich mich selbst regulieren konnte und nicht noch eine weitere Aktion drauf gesetzt habe. Ich, die das nötige Verhalten genau kennt und trainiert hat. Immerhin sind wir beide friedlich, wenn auch ohne Hustensaft eingeschlafen. Am nächsten Morgen hustete sie ab… Welch Erleichterung!

Es ist mir wichtig, dass mein Kind mir vertraut. Es ist mir wichtig, dass mein Kind weiß, ihre Grenzen werden respektiert. Es ist mir wichtig, dass mein Kind ihre eigenen Körpersignale gut kennt und interpretieren kann. Es ist mir wichtig, dass mein Kind weiß, dass ich ihr Nein! akzeptiere. Es ist mir wichtig, dass mein Kind gewaltfrei (verbal und non-verbal) aufwächst. Es ist mir wichtig, dass mein Kind mich liebt und sich geliebt fühlt und nicht denkt, mit ihr stimme etwas nicht.

Weil ich weiß, wie sich eine kaputte Beziehung zur eigenen Mutter anfühlt.

Und gleichzeitig ist es sau schwer, nicht in alte gelernte Verhaltensmuster zu verfallen.

Ich will anderen Müttern dabei helfen, dass auch sie ihr Enkelkind auf den Schoß bekommen.

Die Motivation, anderen Müttern in ihrer Elternschaft zu unterstützen, entspringt einer tiefen Verbundenheit zu meiner eigenen Erfahrung und einem umfangreichen theoretischen Wissen. Durch die Höhen und Tiefen, die ich als Mutter erlebe, wurde mir bewusst, dass kein Kind das Gefühl der Ohn-Macht erfahren sollte und keine Mutter sich ihrer Vergangenheit ausgeliefert fühlen sollte.

Die Begleitung meiner Tochter hat mich vor verschiedene Herausforderungen gestellt und mit den unterschiedlichsten Gefühlen konfrontiert – von Freude und Stolz bis hin zu Zweifeln und Ängsten. Mir wurde klar, dass es nicht ausreicht, mir vorzunehmen, dass ich es anders machen möchte. Mit den besten Vorsätzen nicht. Ja, es ist ein wichtiger Schritt, dennoch erfordert es bewusste Arbeit an sich selbst, um neue Wege zu finden und alte Prägungen zu durchbrechen.

Ich unterstütze Mütter bei dieser Arbeit schon von sehr früh an. Mütter, die ihr Kind WindelFrei begleiten, haben dabei den großen Vorteil, dass sie das Bewusstsein für ihre eigenen Themen schon sehr zeitig haben, spätestens dann, wenn ihr Kind in eine Phase des Windelstreiks kommt und sich nicht mehr abhalten oder gar wickeln lassen möchte. Das ist übrigens auch meine Motivation, Müttern dabei zu begleiten, WindelFrei als perfekten Ausgangspunkt für ein bedürfnisorientiertes Leben zu nutzen.

Ich möchte anderen Müttern Mut machen, diesen Weg der Selbstreflexion und des bewussten Umgangs mit der eigenen Prägung zu gehen. Denn ich glaube daran, dass wir damit unseren Kindern helfen können. Sie können eine gesunde Bindung aufbauen, ein starkes Selbstwertgefühl entwickeln und Vertrauen in sich selbst und andere haben. Indem wir uns kennenlernen, unsere Körpersignale frühzeitig erkennen und unsere Gefühle verstehen, unsere Wut, unsere eigenen Ängste und Unsicherheiten mit liebevoller Aufmerksamkeit begegnen, können wir die Grundlage für eine innige Mutter-Kind-Beziehung schaffen.

Eine einfühlsame und gewaltfreie bedürfnisorientierte Begleitung unserer Kinder ist unumgänglich, da sie langfristig positive Auswirkungen auf ihre Entwicklung und Beziehungsfähigkeiten hat. Diese wertvollen Erkenntnisse möchte ich teilen und anderen Müttern helfen, sie in die Praxis umzusetzen.

Ich will dazu beitragen, eine Generation von Müttern zu unterstützen, die sich ihrer eigenen Prägungen bewusst sind, diese überwinden und ihren Kindern eine liebevolle und gewaltfreie Umgebung bieten wollen. Sie darin zu begleiten, sich selbst gut im Blick haben. Denn dann gelingt es, unsere Kinder zu stärken und ihnen eine glückliche Kindheit zu ermöglichen.

Letztendlich geht es nicht nur darum, dass wir selbst unsere Enkelkinder auf den Schoß nehmen können, sondern darum, dass wir gemeinsam eine positive Veränderung in der Welt bewirken.

Bist du dabei? Wenn du dich nach Unterstützung auf deiner Reise sehnst, hol mich an deine Seite. Ich sehe dich und deine wundervolle Einzigartigkeit, mit deinem Sinn für die Veränderung dieser Welt jeden Tag aufs Neue.

(Wenn du Lust auf noch mehr Inspiration hast, findest du unterhalb Judiths eigenem Artikel weitere inspirierende Purpose Blogartikel.)