Fühlst du dich unsicher mit dem Gedanken an WindelFrei, weil du befürchtest, es könnte ganz schön stressig sein mit dem ständigen Baby Abhalten und somit zu anstrengend für deinen Alltag?
Damit bist du nicht allein. Viele Eltern teilen diese Sorge und fragen sich, ob sie die Vorteile, die WindelFrei verspricht, überhaupt erreichen können, wenn das Abhalten nicht klappt.
Ich möchte dir mit diesem Artikel eine beruhigende Perspektive bieten: WindelFrei ist dennoch eine wunderbare Möglichkeit, um eine enge Bindung und intensive Kommunikation von Anfang an mit deinem Kind zu erreichen.
Denn WindelFrei ist mehr als nur das Abhalten deines Babys. Du wirst erfahren, wie du die Prinzipien dieser achtsamen Methode anwenden kannst, um deren Vorteile zu nutzen, selbst wenn das Abhalten nicht funktioniert.
Wenn du mehr darüber wissen willst, wie WindelFrei von Geburt an funktioniert, und zwar ohne dich zu überfordern, dann lege ich dir mein Workbook Just WindelFrei ans Herz. Hier bekommst du es gleich zu meinem Newsletter als Geschenk dazu:
Baby Abhalten Grundlagen: Was ist es und wie funktioniert es?
Definition und Grundlagen des Abhaltens
Abhalten, oft als Teilaspekt von “Elimination Communication” (EC) diskutiert, ist eigentlich eine spezifische Technik innerhalb dieses breiteren Konzepts. Abhalten bezieht sich darauf, ein Baby in eine Position zu bringen, die es ihm ermöglicht, außerhalb einer Windel seine Notdurft zu verrichten.
Ich selbst kannte das Wort und die Praktik des “Abhalten” aus meiner eigenen Kleinkindzeit. Wenn wir unterwegs waren, kam es vor, dass meine Mutter mich im Gebüsch abgehalten hat. Als dann mein eigenes Baby 5 Tage alt war, erfuhr ich durch unsere Wochenbetthebamme, dass es auch mit neugeborenen Babys praktiziert werden kann (Hier findest du einen Blogartikel über meinen persönlichen Weg in die WindelFreiheit meines Babys.).
Grundprinzipien des Abhaltens:
- Unterstützende Haltung: Beim Abhalten wird das Kind typischerweise in einer Hockposition gehalten, die das Ausscheiden erleichtert. Diese Position kann über einer Toilette, einem Töpfchen oder einer anderen Auffangvorrichtung oder sogar draußen im Freien sein. Bei Neugeborenen empfiehlt sich die Wiegehaltung.
- Erkennung von Signalen: Das Hauptaugenmerk beim Abhalten liegt darauf, die physischen oder verhaltensbezogenen Signale zu erkennen, die anzeigen, dass das Baby (oder auch später das ältere Kind) urinieren oder Stuhlgang machen muss. Eltern lernen, bestimmte Anzeichen wie Unruhe, spezifische Laute oder Gesichtsausdrücke zu interpretieren. Auch wenn Signale unerkannt bleiben, bleibt das Grundprinzip: die unterstützende Haltung.
- Regelmäßigkeit und Timing: Effektives Abhalten basiert auf der Beobachtung und dem Verständnis der individuellen Ausscheidungsmuster des Kindes, um geeignete Zeitpunkte für das Abhalten zu finden, wie beispielsweise nach dem Schlafen oder Essen.
Das Abhalten als Technik bietet eine direkte, praktische und effektive Methode, um auf die natürlichen Bedürfnisse deines Kindes zu reagieren. Dadurch, dass auf jede körperliche Empfindung des Babys eine klare Reaktion des Umfeldes folgt, haben die Nervenzellen im Gehirn des Babys die Möglichkeit, sich intensiv zu vernetzen (Textor, 2002/2019).
Abhalten ist ein wichtiger Bestandteil des umfassenderen EC-Ansatzes, stellt jedoch nur eine Facette des breiteren Spektrums der WindelFrei-Methode dar, die Kommunikation und Interaktion zwischen Eltern und Kind umfasst. Deutlicher wird das im 2. Abschnitt und praktische Beispiele zeige ich dir im 3. Abschnitt.
Traditionelle Anwendung des Abhaltens und kulturelle Unterschiede
Abhalten ist keine moderne Erfindung. Tatsächlich ist es eine Praxis, die in vielen Kulturen seit Jahrhunderten besteht und von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Methode wird/wurde* weltweit unterschiedlich praktiziert, abhängig von kulturellen Normen, klimatischen Bedingungen und Lebensstilen.
Traditionelle Anwendung:
- Asien: In Ländern wie Indien, China und Vietnam ist (war*) Abhalten ein üblicher Bestandteil der frühkindlichen Pflege. Eltern beginnen oft kurz nach der Geburt damit, ihre Kinder abzuhalten, was durch das Tragen von spezieller Kleidung erleichtert wird, die schnellen und einfachen Zugang ermöglicht.
- Afrika: In vielen afrikanischen Kulturen wird (wurde*) Abhalten auch praktiziert, da es nicht nur praktisch ist, sondern auch als natürlicher Weg angesehen wird, mit dem Baby zu kommunizieren und dessen Bedürfnisse zu verstehen.
* Ich mag diese pauschalen Aussagen über “Abhalten wird in den Ländern xyz” praktiziert aus verschiedenen Gründen nicht – vielleicht schreibe ich darüber mal einen Blogarikel?! Hier nur kurz und knapp (Danke übrigens an Rebecca einer Followerin auf Instagram, die mich inspiriert hat.): Es ist wichtig zu betonen, dass solche Praktiken stark von lokalen Gegebenheiten, ökonomischen Umständen und kulturellen Traditionen beeinflusst werden, die in jedem Land und sogar innerhalb verschiedener Regionen eines Landes stark variieren können.
Moderne Anwendung:
- Westliche Länder: In Europa und Nordamerika gewinnt das Abhalten als Teil der Elimination Communication an Popularität unter Eltern, die eine engere Bindung zu ihrem Kind suchen und gleichzeitig umweltbewusst handeln möchten. Es wird oft als Alternative oder Ergänzung zum Gebrauch von Windeln gesehen, besonders bei jungen Eltern, die den Verbrauch von Wegwerfprodukten reduzieren wollen.
Vor- und Nachteile des Abhaltens im Vergleich zu anderen Methoden
Wenn Menschen mit WindelFrei starten, versuchen sie auch das Abhalten ihres Baby zu integrieren, weil sie allenthalben lesen, WindelFrei würde durchs Abhalten praktiziert und dadurch würden sie auch die Vorzüge dieser Methode erreichen. Hiermal eine allgemeine Gegenüberstellung von Vor- als auch Nachteilen.
Vorteile:
- Umweltfreundlich: Reduziert den Bedarf an Wegwerfwindeln, was nicht nur Kosten spart, sondern auch die Umweltbelastung verringert.
- Förderung der Kommunikation: Stärkt die Bindung und das Verständnis zwischen Eltern und Kind, da Eltern lernen, auf die Signale ihres Babys zu achten und darauf zu reagieren.
- Günstige Vorausetzungen für das Trockenwerden: Kinder, die abgehalten werden, gewöhnen sich oft früher an das Töpfchen und werden potenziell schneller windelfrei. Zusätzlich entfällt mit hoher Wahrscheinlichkeit das zeitintensive Abgewöhnen von der Windel später, oder es verläuft unter anderen, leichteren Voraussetzungen.
Nachteile:
- Zeitintensiv: Erfordert anfänglich viel Zeit und Aufmerksamkeit von den Eltern, um die Signale des Babys richtig zu deuten und darauf zu reagieren bzw. Praktiken und Routinen zu etablieren, die fern jedes Erfahrungswissens sind. (Dieser zeitliche Invest wird mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den später entfallenden Prozess des intensiven Windelabgewöhnens ausgeglichen.)
- Kulturelle Akzeptanz: In einigen Gesellschaften kann das Abhalten als ungewöhnlich oder unpraktisch angesehen werden, besonders in der Öffentlichkeit oder in Einrichtungen, wo geeignete Orte zum Abhalten fehlen bzw. vom Wickeltisch nur mit großem Umstand zur Toilette oder einem Waschbecken hin und wieder zurück gewechselt werden kann.
- Inkonstanz: Nicht alle Babys reagieren gleich auf das Abhalten, und einige Eltern finden es schwierig, das Abhalten konsequent anzubieten. Manche Eltern klagen darüber, dass sie selbst Rückenschmerzen bekommen, dass das Baby langsam zu schwer wird oder das der:die Partner:in es leichter hat. Das Baby unterwegs, nachts oder im Kalten abzuhalten sind weitere Herausforderungen. (Im 3. Abschnitt beleuchte ich die Alternativen zum Abhalten.)
WindelFrei: Mehr als nur Abhalten – Eine umfassende Einführung
WindelFrei, oft synonym mit Elimination Communication (EC) verwendet, stellt einen Paradigmenwechsel in der modernen Säuglingspflege dar. Es geht dabei nicht nur um das physische Abhalten des Kindes zur Verrichtung seiner Notdurft, sondern um eine ganzheitliche Methode, die auf intensiver Kommunikation und Verbindung zwischen Eltern und Kind basiert. Diese Methode fördert das tiefe Verständnis der nicht-verbalen Signale des Babys. Sie ist in der westlichen Welt nicht sehr verbreitet, auch wenn eine Zunahme dieser Praxis zu beobachten ist.
Hauptaspekte von WindelFrei:
- Frühe Kommunikation und Bindung: WindelFrei ermutigt Eltern, schon früh ein Verständnis für die Körpersprache und Signale ihres Babys zu entwickeln. Dies baut eine tiefere Bindung auf und fördert eine Kommunikation, die weit über die sprachliche Interaktion hinausgeht.
- Natürliche Entwicklung unterstützen: Durch die Praxis von WindelFrei lernen Kinder, ihre körperlichen Bedürfnisse bewusster wahrzunehmen und zu kommunizieren, was ihre Entwicklung und Selbstständigkeit unterstützt.
- Umwelt- und ressourcenschonend: WindelFrei kann den Gebrauch von Wegwerfwindeln deutlich reduzieren, was sowohl umweltfreundlich als auch ökonomisch vorteilhaft ist.
WindelFrei – Was ist das?
WindelFrei ist der deutsche Begriff für die etwas sperrige direkte Übersetzung von Elimination Communication: Ausscheidungskommunikation. Es ist definiert durch das Ziel, eine harmonische und intuitive Kommunikation zwischen Eltern und Kind zu schaffen, basierend auf der Beobachtung und Interpretation der natürlichen Ausscheidungssignale des Kindes. Es ist im Grunde eine achtsame Praxis der Babypflege, die darauf abzielt, Windeln nicht als Notwendigkeit, sondern als Hilfsmittel zu sehen, das verwendet werden kann, aber nicht muss.
Kernkonzepte von WindelFrei:
- Signalerkennung und -interpretation: Eltern, die WindelFrei praktizieren, nutzen ihre Fähigkeit, die feinen Signale ihres Babys, wie Unruhe vor dem Ausscheiden, zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Damit weiten sie die Bedürfnisorientierung auf das natürliche Bedürfnis, sich auszuscheiden, aus. In der bedürfnis- und bindungsorientierten Szene ist bereits sehr verbreitet, die Bedürfnisse Hunger, Schlaf und Nähe/Sicherheit bzw. Geborgenheit zu erkennen und prompt zu erfüllen.
- Angemessene (Re-)Aktion und Resonanz: Anstatt auf Windeln zu vertrauen, lernen Eltern, ihr Kind in geeigneten Momenten abzuhalten bzw. über verschiedene Arten über Ausscheidungen zu kommunzieren. Das kann die Notwendigkeit von Windeln verringern, sie vielleicht auch obsolet machen, jedoch mindestens das Thema Ausscheidungen aus einer Schmuddelecke herausholen und mitdenken lassen, so als wäre es gleichbedeutend mit Hunger oder Schlaf.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: WindelFrei ist nicht rigide; es passt sich den Bedürfnissen und dem Lebensstil der Familie an und bietet Lösungen, die in verschiedenen Situationen und Umgebungen funktionieren können, denn Kommunikation, also das Senden und Empfangen von Informationen zwischen Baby und Eltern, geht immer.
Die Definition und Praxis von WindelFrei zeigt, dass es sich um weit mehr als nur das Abhalten handelt. Es ist eine lebensverändernde Philosophie, die die Art und Weise, wie Eltern und Kinder kommunizieren und interagieren, tiefgreifend beeinflussen kann. Durch diese Praxis können Eltern eine bewusstere und reaktionsschnellere Beziehung zu ihrem Kind aufbauen, die die Grundlage für lebenslange Kommunikation und Verständnis legt.
WindelFrei: Philosophische Tiefe und praktische Anwendung
WindelFrei, als ganzheitlicher Ansatz in der Begleitung deines Babys, beruht auf einer tiefen philosophischen Überzeugung, die die Art und Weise, wie Eltern ihre Kinder in den ersten Lebensjahren begleiten, grundlegend verändert. Diese Philosophie geht Hand in Hand mit praktischen Anwendungen, die Eltern helfen, ihre Kinder bewusster und responsiver zu erziehen.
Philosophische Aspekte
- Respekt vor der Autonomie des Kindes: WindelFrei basiert auf dem Respekt vor dem Menschen, auch dem kleinen Menschen und seiner natürlichen Fähigkeit, Bedürfnisse zu kommunizieren. Es geht darum, auch dem jungen Menschen zuzuhören, all sein Verhalten ernst zu nehmen. Das stärkt das Selbst-Bewusst!sein und seine Selbstregulation und erhöht damit auch seine Selbstwirksamkeit.
- Vertrauen in die natürlichen Prozesse: Diese Philosophie ermutigt Eltern, den natürlichen Entwicklungsprozessen des Kindes zu vertrauen, über andere Lebensbereiche hinaus und damit diesen Lebensbereich ganz selbstverständlich mitzudenken. Dadurch wird das Kind frühzeitig in seiner Entwicklung unterstützt und gefördert.
- Förderung einer tiefen Bindung: Durch die enge Interaktion und das aufmerksame Reagieren auf alle Bedürfnisse des Kindes baut WindelFrei eine tiefgreifende Bindung zwischen Eltern und Kind auf. Diese Bindung ist die Basis für ein sicheres und vertrauensvolles Verhältnis.
- WindelFrei als Katalysator und Seismograph: Als Katalysator für ein bedürfnisorientiertes Leben ermöglicht WindelFrei den Eltern, eine tiefe, intuitive Verbindung zu ihrem Kind aufzubauen, denn es eröffnet eine weite Sicht auf das Thema Bedürfnisorientierung. Als Seismograph hilft es, die feinsten Signale des Babys zu erkennen und darauf zu reagieren, wodurch die elterliche Intuition und die Fähigkeit, proaktiv auf die Bedürfnisse des Kindes zu reagieren, gestärkt werden und dazu verhilft auch in späteren Jahren leichter das Verhalten des Kindes zu verstehen bzw. auf unerfüllte Bedürfnisse hin zu ergründen.
Paul Watzlawick’s Beobachtung, dass “die größte Schwierigkeit beim Kommunizieren besteht darin, zu hören, was nicht gesagt worden ist”, veranschaulicht die Essenz von WindelFrei perfekt (aus: Anleitung zum Unglücklichsein). Diese Philosophie betont die Bedeutung, die unausgesprochenen Signale des Babys zu verstehen — eine Fähigkeit, die bei WindelFrei zentral ist. Durch die Praxis von WindelFrei werden Eltern geschult, nicht nur auf offensichtliche, sondern auch auf subtile, nonverbale Kommunikationsformen ihres Babys zu achten, das sie von nun an gut in ihrer Elternschaft unterstützt.
Praktische Aspekte
- Alltagsintegration: WindelFrei lässt sich flexibel in den Alltag integrieren. Egal, ob zuhause oder unterwegs: Eltern lernen Zeiten und Rhythmen für Ausscheidungen, aber auch Signale zu erkennen und sich darauf einzustellen und angemessen darauf zu reagieren. Das muss nicht immer übers Abhalten erfolgen. Eltern können auch ohne körperliche Interaktion agieren. Insgesamt fördert WindelFrei die Selbstverständlichkeit im Umgang mit des (jungen) Menschen Ausscheidungen.
- Umweltbewusstsein: Praktisch betrachtet bietet WindelFrei eine umweltfreundliche Alternative zum konstanten Gebrauch von Wegwerfwindeln. Zwangsläufig kommt es irgendwann dazu, dass Familien, die ihre Kinder WindelFrei begleiten, weniger Windeln brauchen. Auch wenn du anfänglich daran zweifelst, so wie ich damals… (siehe hier meine Erkenntnis, dass wir plötzlich so viel mehr Abfall hatten – was jedoch zwangsläufig passiert, wenn ihr mit Wegwerfwindeln wickelt) Durch das Minimieren des Windelgebrauchs tragen Familien aktiv zum Umweltschutz bei.
- Anpassungsfähigkeit: Die Methoden und Techniken von WindelFrei können individuell angepasst werden, abhängig von den Bedürfnissen und dem Lebensstil jeder Familie. Es gibt kein starres Schema, sondern eine Vielzahl von Herangehensweisen, die sich an den Rhythmus und die Besonderheiten jedes Kindes anpassen.
Durch die Kombination dieser philosophischen Überzeugungen und praktischen Anwendungen bietet WindelFrei einen revolutionären Ansatz in der frühkindlichen Pflege, der sowohl die physischen als auch die emotionalen Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt und fördert. Dieser Ansatz verändert nicht nur die Art und Weise, wie Eltern über die Bedürfnisse ihres Kindes denken und reagieren, sondern auch, wie sie ihre Rolle als Erziehende verstehen und ausüben.
WindelFrei praktisch: Wie es ohne ständiges Abhalten funktioniert
WindelFrei ist weit mehr als eine Methode; es ist eine Philosophie, die darauf abzielt, die Kommunikation zwischen Eltern und Kind zu vertiefen und zu verstärken. Dieser Abschnitt beleuchtet, wie WindelFrei täglich gelebt werden kann, besonders wenn das Abhalten nicht die optimale oder durchführbare Option ist.
Ich stelle verschiedene Ansätze vor, wie die Prinzipien von WindelFrei angewendet werden können, um auf die individuellen Bedürfnisse und Signale des Kindes einfühlsam und anpassungsfähig zu reagieren. Anhand von realen Beispielen zeige ich, wie diese alternativen Vorgehensweisen nicht nur die Bindung zwischen Eltern und Kind stärken, sondern auch ein tiefes Verständnis für die nonverbalen Signale des Kindes fördern können.
Neuronaler Zusammenhang: Warum WindelFrei auch ohne erfolgreiches Abhalten funktioniert
WindelFrei stärkt neuronale Bahnen im Gehirn des Kindes durch wiederholte und gezielte Interaktionen. Diese Prozesse führen dazu, dass Signale schneller und effizienter entlang dieser Bahnen übertragen werden (Weiterführende Ausführungen zur Gehirnentwicklung findest du bei Textor, 2002/2019).
Abhalten ist zwar effektiver als reine Kommunikation, weil es zusätzlich zur verbalen und non-verbalen Kommunikation auch eine körperliche Interaktion enthält und damit intensiver ist.
Dennoch: Selbst wenn Abhalten nicht möglich ist, bleibt euch die verbale und non-verbale Kommunikation über die Bedürfnisse des Kindes erhalten. Auch ohne die körperliche Interaktion, bietet euch die Kommunikation ein wertvolles Werkzeug, um die kindliche Entwicklung zu unterstützen und die Bindung zu fördern. Es ist kein Grund aufzugeben.
Umgang mit Herausforderungen: Alternativen zum Abhalten
Ich habe mal in meiner Community nach Erfahrungen mit dem Abhalten gefragt. Hier teile ich sie mit dir, liebe Leser:in, und leite Ideen ab oder erweitere auch geglückte Erfahrungsberichte, damit du Handlungsalternativen zum Abhalten bekommst.
Wenn Abhalten grundsätzlich nicht klappt
Herausforderung: Trotz des Erkennens von Signalen kann das Abhalten für manche Babys unangenehm sein oder die Eltern möchten keine zusätzliche Belastung.
Meine kleine ist jetzt 7 Wochen alt. Ich habe in den ersten Wochen sehr auf ihre Signale geachtet und diese meiner Meinung nach auch sehr eindeutig erkennen können. Beim abhalten und dann beim Laufen lassen verkrampft sie sich aber über töpfchen/waschbecken/Toilette und weint beim kleinen und großen Geschäft. Ist abhalten nichts für uns? Ich habe nun erstmal wieder aufgehört sie abzuhalten weil ich nicht das Gefühl hatte, ihr damit etwas Gutes zu tun.
Franzi
Wir hatten uns das Abhalten von Geburt an fest vorgenommen, dann aber andere Sorgen, da unser Kind viel geschrien hat und wir das Abhalten zusätzlich einfach nicht hinbekommen haben. Wir haben dann mit Stoffies gewickelt und als unser Kind 6m alt war, hat mein Mann bemerkt, dass es nicht gern in die Windel macht. Als es kurze Zeit später sitzen konnte, haben wir es beim Wickeln immer aufs Töpfchen gesetzt (hilfreich war hier, dass man mit Stoffies etwas öfter wickeln muss) und es gefragt, ob es Pipi oder Kacka muss. Tatsächlich war eines seiner ersten Worte “Kacka” und manchmal sagt es mittlerweile sogar an, wenn es Pipi muss.
Grisella
Lösungsansatz: Nicht jedes Weinen deutet auf Unwohlsein hin. Manchmal hilft Weinen den Babys beim Entspannen. Ist das Weinen jedoch intensiv, versuche es mit einer anderen Position oder lass das Abhalten. Bei anhaltenden Problemen kann eine Beratung mit einer Fachperson helfen. Unterstütze dein Baby, indem du eine entspannte Haltung förderst, und verbalisiere den Prozess, um eine Verbindung herzustellen.
Du könntest mit deinem Baby z.B. so darüber sprechen: “Ich sehe, du willst nicht abgehalten werden. Das gefällt dir nicht. Komm, wir finden einen anderen Weg. Magst du beim Pieseln auf meinem Arm sein? Schau mal, wir können die Windel auch dranlassen. [Schlüssellaut].”
Wenn das Abhalten nicht klappt oder du keine Zeichen lesen kannst
Herausforderung: Eltern erkennen keine klaren Ausscheidungssignale oder empfinden das Abhalten als zu belastend.
Ich hatte vor mein Kind abzuhalten aber er hat null Anzeichen gemacht, so dass ich den passenden Moment gefunden hätte, fand es generell blöd abgehalten zu werden und es hat einfach überhaupt nicht für uns funktioniert.
Katha
Mein erstes Kind fand abhalten ganz fürchterlich, wurde mit Stoff gewickelt, hatte aber ne sehr sensible Haut. Ich hätte gern abgehalten aber ich hab mit diesem Kind nicht hinbekommen. Sie trug dann lange nur ein Mulltuch, damit ich sofort wechseln konnte, machte später gern auf die Terasse und war dann recht früh trocken.
Pia
WindelFrei lebt von der Flexibilität. Nutze Windeln als Backup und kommuniziere offen darüber. Im Fall des zweiten Beispiels profitiert die sensible Haut sogar davon, dass sie sehr häufig von der feuchten Windel oder sogar Stuhl befreit wird. Deshalb wechsele die Windel, sobald du feststellst, es ist etwas reingegangen und sprich mit deinem Baby über diesen Vorgang. Zum Beispiel so: “Ich habe gemerkt, dass du Pipi/Kacki gemacht hast. Hast du das auch gespürt? Fühlst du die Wärme am Po? Na komm, ich wechsle dir jetzt die Windel, damit deine Haut nicht so lange feucht ist oder mit der Kacki in Kontakt ist.”
Wenn das Abhalten nicht immer klappt
Herausforderung: Gelegentliche Abhaltungsversuche schlagen fehl oder sind nur unter bestimmten Bedingungen möglich.
Ich wollte unbedingt abhalten, war aber von Geburt an alleinerziehend und muss sagen, dass ich einfach nicht den Nerv hatte mein Baby ewig zu beobachten um zu schauen wie es sich verhält kurz bevor es pullert…ich hatte so viel anderes um die Ohren…
Leelou
Wir haben zB nur in Standardsituationen abgehalten und es war perfekt für uns.
Jacqueline
Wenn das Baby keine Zeichen sendet. War bei uns nämlich so und deshalb haben wir das dann nur in Standardsituationen am Tag und nur zu Hause gemacht.
Emily
Lösungsansatz: Beschränke das Abhalten auf wiederkehrende Situationen, die leichter zu handhaben sind, wie nach dem Aufwachen, vor bzw. nach dem Tragen, beim Ankommen z.B. bei den Großeltern. Dies schafft Routine und vermindert den Druck. Selbst wenn das Abhalten nicht klappt, wechsele die Windel und kommuniziere auch hierbei aktiv.
Damit etablierst du Routinen, die dann zur Selbstverständlichkeit für euch alle werden. Auch Menschen, die du besuchst, lernen somit gleich eure Routine kennen. Für viele Erwachsene ist es doch auch selbstverständlich, nach der Anreise direkt die Toilette aufzusuchen?! Wie ist es für dich?
Autofahrten oder unterwegs bzw. wenn die Situation kein sofortiges Abhalten erlaubt
Herausforderung: Unterwegs zu sein kann es schwierig machen, konsequent abzuhalten.
Beim 2. Kind bin ich einfach fix und fertig und sage ihr sogar selber oft: “Mach ruhig Pippi in die Windel”, finde aber das windelfrei Wissen nach wie vor goldwert.
Alexa
Lösungsansatz: Nutze Windeln als Back-up und kommuniziere, dass dein Baby sie benutzen darf: “Es ist in Ordnung, die Windel zu benutzen, wenn wir gerade unterwegs sind.”
Klar, mit der Zeit wirst du geübter und kennst z.B. auch die Strecken, die ihr fahrt oder lauft. Ich kannte z.B. auf meinem Weg durch den Wald einige Baumstämme, auf die ich mich setzen konnte, um mein Baby entspannt abzuhalten. Das habe ich noch nicht in den ersten Lebenswochen gemacht, aber irgendwann fühlte ich mich sicherer und habe es ausprobiert. Solange habe ich mit meiner Tochter darüber gesprochen: “Oh, ich merke, du musst mal pinkeln. Wir sind gerade nicht an einem Ort, an dem ich dich gut abhalten kann. Du hast eine Windel an, Schatz. Wenn du magst, nutze die Windel.”
Nach dem Abhalten erleichtert sich das Baby auf dem Wickeltisch
Herausforderung: Manche Babys können sich nicht entspannen und erleichtern während des Abhaltens. Auch das ist eine klassische Situation, die viele Eltern kennen. Das Abhalten scheint irgendwie beendet, denn du merkst: Dein Baby streckt sich durch oder dreht gar den Kopf weg. Vielleicht wird es aber auch ruhig und locker bzw. drückt nicht mehr. Du entscheidest abzubrechen und dein Baby zurück auf den Wickeltisch zu legen. Kaum liegt es, pieselt es auch schon los…
Dein Baby konnte sich beim Abhalten offenbar nicht so sehr entspannen, um wirklich loszulassen. Jetzt in der liegenden Position kann es das plötzlich.
Manche neigen dazu mit ihren Händen zu fest zuzugreifen, so dass das Blut in Babys Bein nicht gut zirkulieren kann. Manche Menschen sind ungeduldig und diese Ungeduld überträgt sich aufs Baby. Unabhängig, was der Grund ist, schau, dass du eine wirklich bequeme Haltung beim Abhalten einnimmst und deine Hände bewusst entspannst. Für deine verbesserte Haltung für Beckenboden und Rücken stelle ein Bein erhöht und lege deinen Unterarm darauf ab, um das Gewicht des Babys darüber abzuleiten. Das klappt auch prima in der Wiegehaltung.
Lösungsansatz: Achte auf die Körpersprache deines Babys. Wenn es sich nach dem Abhalten auf dem Wickeltisch entspannt, erkenne das als Teil seines Prozesses an. Sprich mit deinem Baby über das Geschehene und biete gegebenenfalls erneut das Abhalten an, wenn es sich entspannt zeigt.
Nach dem Öffnen der Windel erleichtert sich das Baby direkt auf dem Wickeltisch
Herausforderung: Manche Babys reagieren auf das Öffnen der Windel, indem sie sich sofort erleichtern.
Unser Schlüsselmoment war eigentlich dass sie ganz gerne auf den Wickeltisch gemacht hat, sobald ich die Windel geöffnet habe.
Charly
Ich hab mich nur ums Stillen gekümmert, weil es am Anfang nicht so toll geklappt hat. Deshalb hat mein Mann übernommen. Der hat dann am dritten Tag, nachdem das Baby dann einfach bei jedem Wickeln auf die Wickelkommode gepieselt hat, das Abhalten angeboten.
Anna (Ihren Erfahrungsbericht findest du hier auf meinem Blog, auch zum Nachhören!)
Lösungsansatz: Nutze diesen Moment, um das Abhalten anzubieten und den gesamten Vorgang zu kommunizieren. Erkläre deinem Baby die Situation, und nutze die Gelegenheit, die Kommunikation zu fördern, indem du vorhersagst, was geschehen wird, sobald du die Windel öffnest.
Herausforderungen beim Timing – Oder: Zu spät
Herausforderung: Manchmal kommt es vor, dass die Zeit für das Abhalten einfach verpasst wird. Auch das ist ein verbreitetes Phänomen, wofür es eine Alternative gibt.
Ich bin tatsächlich immer zu spät. Wir kuscheln nach dem Aufwachen erst. Ich versuche dann direkt nach dem Stuhl zu wickeln und verbalisiere es. Bisher hat Pipi abhalten, nach Säuglingsalter, nur ein einziges Mal geklappt. Aber wir bleiben dran.
Serina
Lösungsansatz: Auch wenn du zu spät bist, kannst du das Ereignis nutzen, um mit deinem Baby zu kommunizieren. Beschreibe, was passiert ist und was du jetzt tun wirst, um die Aufmerksamkeit deines Babys auf seine Körpersignale zu lenken und es im Prozess zu unterstützen. Das hilft deinem Baby auch im Nachgang sein Körpergefühl zuzuordnen. Vielleicht adressierst du das vermeintliche Gefühl: “Du hast gerade gepieselt. Hast du es bemerkt? Fühlst du die Wärme? Die Feuchte? Komm, lass uns deine Windel wechseln.”
Nicht wissen, wie du dein Baby abhalten sollst, wenn das Anziehen doch auch schon schwierig ist…
Viele Eltern kennen das Phänomen: Zum ersten Mal ein Baby in den Händen halten und plötzlich bleibt die Welt stehen… So ein zartes Wesen. Wie halte ich es bloß???
Herausforderung: Unsicherheit im Umgang mit dem Abhalten, besonders bei Neueltern.
Ich fand das An- und Ausziehen schon kompliziert genug… und war unsicher, wie ich ihn festhalten soll… Mir hat einfach das komplette Programm gefehlt, wie man mit einem Säugling umgeht, auf was man achten muss. Da war windelfrei in den Prioritäten sehr weit hinten.
Alessandra
Ich würde sehr gerne abhalten, bin momentan jedoch mit so vielem Neuem beschäftigt und dazu hat mein Baby noch Blähungen, so dass Abhalten leider zweitrangig ist. Obwohl ich es gerne öfter machen würde. Gibts denn Tipps wie man sie am besten hält?
Lena
Meine Tochter ist 7 Wochen alt, wollte eigentlich windelfrei von Anfang an probieren aber ich bin vollkommen überfordert das töpchen zu platzieren/fixieren und sie zu halten, besonders das Köpfen zu stützen. Im Badezimmer möchte ich es nicht machen, da haben wir keine Heizung und für unten ohne ist es mir für sie dort zu klein.
Alex
Diese Beispiele zeigen, wie verrückt die erste Zeit mit Baby ist und wie wenig Kapazitäten fürs Baby Abhalten da sind.
Lösungsansatz: Nutze einfache und bequeme Lösungen wie ein Mulltuch für die ersten Versuche. Dies kann helfen, den Einstieg zu erleichtern, ohne dass du dich überfordert fühlst. Meine Klientinnen fühlen sich dann sehr erleichtert, wie z.B. auch Celine, die ihre Erfahrung hier auf meinem Blog schildert. Lege dein Baby in die Wiegeposition, klemme das Tuch zwischen die Beine des Baby und nutze ein Gefäß neben dem Bett, in das du das Tuch nach Benutzung reinwirfst. Das Verbalisieren jedes Schrittes hilft deinem Baby, sich auf das neue Vorgehen einzustellen. Auch das ist erfolgreiches WindelFrei – sogar erfolgreiches Abhalten.
Entwicklungsschritte
Herausforderung: Entwicklungsbedingte Veränderungen können bestehende Routinen verändern.
Alles genau so eingehalten und ab dem dritten Monat wollte er nicht mehr…
Nastia
Bei uns hat es von Anfang an super geklappt, aber seit dem 10. Lebensmonat ist irgendwie der Wurm drin. Wickeln und Abhalten sind jetzt total doof. Zumindest ab und an wird es noch zugelassen, aber Signale gibt es aktuell kaum noch. Aber die ersten Monate war es so schön. So viele trockene und saubere Windeln 💜🥳 und auch jetzt freue ich mich über jedes „Geschäft“, dass im Töpfchen landet. Irgendwelche Tipps bei Wickel-/Abhaltestreik?
Desiree
Gibt’s Tipps um mit 6 Monaten anzufangen? Meine Maus zappelt wie wild, da wäre abhalten aktuell undenkbar. Aktuell lege ich sie nach dem Schlafen auf ein Handtuch und dann pullert sie beim Wickel Wrestling
Toney
Entwicklungsschritte sind immer auch WindelFrei Schwellen. Da ruckelt es im System der Kleinen und auch in unseren schon lieb gewonnen Routinen nun ebenfalls. Dann ist guter Rat teuer…
Lösungsansatz: Wie immer gilt jetzt: Akzeptiere, dass Veränderungen normal sind, und passe deine Methoden an.
Bei Abhaltestreiks bzw. WindelFrei Streiks oder auch Windelstreiks liegt zumeist ein Zugewinn an motorischer und mentaler Fähigkeit zugrunde, weshalb du schauen kannst, inwiefern du den Willen deines Babys auf Selbstwirksamkeit folgen kannst.
Ist es ein verändertes Wickelsystem? Ein veränderter Wickelprozess? Oder braucht es ein anderes Töpfchen? Mit 10 Monaten ist der Kauf eines stehenden Töpfchens sehr empfehlenswert, denn das kann dein Kind dann schon fast ohne Hilfe erobern und ermöglicht deinem Kind mehr Unabhängigkeit. Experimentiere mit verschiedenen Techniken und Ausrüstungen.
Ihr steckt gerade in einem solchen Streik und nichts geht mehr? Du befürchtest schon, dass es das war mit eurem schönen WindelFreien Leben? Dann habe ich was für dich:
In meinem Videokurs “WindelFreiStreik Adé” findest du den für dich passenden Umgang und mögliche Strategien.
Diese Beispiele zeigen, wie WindelFrei durch einfühlsame und flexible Ansätze eine starke Bindung und Kommunikation zwischen dir und deinem Kind fördern kann, ohne sich auf ständiges Abhalten zu verlassen. WindelFrei ist eine lebensbejahende Philosophie, die hilft, die Bedürfnisse deines Kindes besser zu verstehen und darauf zu reagieren.
Fazit
WindelFrei ist weit mehr als nur eine Methode des Abhaltens; es ist ein ganzheitlicher Ansatz, eine tiefe und intuitive Verbindung zu deinem Kind zu knüpfen. Der etwas sperrige Begriff der Ausscheidungskommunikation, direkt aus dem Englischen Elemination Communication übersetzt, wäre wohl die treffendere Bezeichung. Selbstverständlich erfolgt Kommunikation über viele Wege der Interaktion – und auf jedem Weg verstärkst du das Verständnis für sämtliche Bedürfnisse der kleinen Menschen. Genau deshalb darf es nicht scheitern, wenn ein Teil, “das Abhalten”, nicht funktioniert.
Wenn du unsicher bist, wie du beginnen sollst oder mehr über WindelFrei erfahren möchtest, lade ich dich herzlich ein, mein kostenloses Workbook „Just WindelFrei“ zu nutzen. Es bietet dir meine 10 besten praktischen Tipps und tiefergehende Einsichten, wie du diese Methode stressfrei in deinen Alltag integrieren kannst. Hol dir jetzt dein Workbook und starte deine Reise in eine bedürfnisorientierte Elternschaft mit Vertrauen und Unterstützung.
Literaturhinweise
Textor, Martin R. (2002, 2019): Gehirnentwicklung und Lernen im Kleinkindalter – Konsequenzen für die Erziehung im Kindergarten, URL: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/779/, Stand 26.4.24