Kaffee in der Hand und Blick aufs Wasser. So beginnt meine Visionsreise. Schon lange. Anfangs fragte ich mich noch, was ich damit wohl anfangen könnte, schließlich hat das Null Komma nichts mit hohen Idealen und Träumen für die Welt zu tun. Doch mit intensiver Übung, zwischenzeitlich sogar täglichen Meditationen, entspann sich eine größere Geschichte. Hier schreibe ich über den aktuellen Stand August 2022.

Ich liege im Bett und beobachte, wie sich die weißen Gardinen aufblähen und damit den Blick frei machen auf das strahlende Licht eines sonnigen Tages. Die Schwalben zwitschern, der Wind streicht leise durch die Bäume vor dem Fenster und das Schilf am Ufer des Sees.

Guten Morgen, Zukunfts-Norma! Willkommen in deinem Tag!

Ich stehe auf, mein Mann und meine Tochter schlafen noch. Ich laufe die Treppe hinunter in den offenen Wohnbereich unseres Hauses. Durch die großen Terrassenfenster sehe ich, wie sich das Wasser leicht kräuselt im Wind und glitzert in der Morgensonne. Mit einer Tasse heißem Zitronenwasser in der Hand trete ich raus auf die Terrasse und laufe durch das kühle, feuchte Gras hinunter zum Steg.

Glitzernder See in der Morgensonne

Das ist meine Zeit. Die Morgenstunden des anbrechenden Tages. Ich sitze im Schneidersitz, schließe die Augen und wiege meinen Oberkörper sanft in kreisenden Bewegungen um seine Achse. Ich atme tief und spüre die Energie, die in meinen Körper strömt. Wie sie mich wachküsst und mir einen wunderschönen Tag verheißt… Ich liebe das.

Inzwischen wird es auch trubelig im Haus. Mein Mann bereitet das Frühstück vor und unsere Tochter kommt die Treppe hinuntergerannt: “Mama, Mama, mir ist langweilig. Ich spüre das tief in meinem Bauch und die Farbe ist Grau!”

So oder so ähnlich steht sie auch mit 10 Jahren vor mir.

Dass Gefühle Farben haben können, weiß ich erst, seit sie mir davon erzählt hat. Ich hatte vor Jahren mal auf blauen 😀 Dunst gefragt, ob Traurigkeit für sie eine Farbe hätte (Das hatte ich bei Mira und das fliegende Haus aufgeschnappt.). Ja, Mama, sie ist rot. Ich war überrascht, denn als ich mal sagte: da sei sie wohl wütend gewesen und hätte rot gesehen, korrigierte sie mich und sagte, nein, ihre Wut sei blau. Verrückt oder?

Sie kommt und drückt mich ganz dolle. Ich halte sie im Arm, küsse sie zärtlich auf die Wange und wünsche ihr einen wunderschönen guten Morgen. Heute ist der letzte Schultag vor den Sommerferien und sie freut sich nochmal alle ihre Freund:innen zu sehen. Einige von ihnen fahren in den Urlaub, doch mit ihren engsten wird sie einen lustigen Bullerbü Sommer erleben.

Nach dem Frühstück auf der Terrasse klingelt es und meine Tochter springt freudig auf, verabschiedet sich, schnappt ihren Rucksack und rennt durch die Tür hinaus, um mit ihrer Freundin zur Schule zu gehen.

Unser Haus liegt an einer Stichstraße ganz am Ende, die Straße ist nur eine schmale Sandstraße und zur Schule ist es fußläufig nur 15 Minuten. Sie holen auf ihrem Weg zur Schule noch weitere Freund:innen ab, denn alle wohnen in der näheren Nachbarschaft.

Heute Abend wollen wir für die Kinder ein Sommerfest veranstalten. Alle befreundeten Familien und ihre Kinder freuen sich darauf. Wir lieben es, so nah zu anderen Menschen zu leben, mit denen wir uns super verstehen und die ähnliche Werte teilen. Wir besuchen einander und verbringen gern Zeit miteinander, wir genießen jedoch auch die Abgeschiedenheit und Stille ohne Besuch. Das ist purer Luxus, denn anders als es mal war, haben wir nun unser Dorf um uns und genießen es sehr.

Ich habe heute Vormittag zwei Coaching Calls online. Weil das Wetter schön ist, werde ich sie draußen im Garten oder unten am Steg treffen. Ich schnappe mir meinen Laptop, mein Notizheft und meinen Lieblingsstift, küsse meinen Mann und laufe hinunter.

Meine Kundinnen sind schon lange bei mir. Sie wissen, wie ich arbeite und freuen sich über meine bestärkende Begleitung. Sie wachsen jede für sich in ihrem Tempo. Immerhin haben sie Veränderung für sich gewählt, doch der Rucksack, den sie mitbringen, ist ganz unterschiedlich gefüllt.

Ihnen ist gemein, dass sie eine andere Zukunft für ihre Kinder wollen. Sie wollen ihre alten Muster loslassen und ihren Kindern, das ermöglichen, das ihnen selber (aus welchen Gründen auch immer) nicht möglich war.

Sie kamen über Nicola Schmidts Artgerecht Baby Buch dazu, ihre Kinder WindelFrei zu begleiten. Beide haben dann die Erfahrung gemacht, dass sie ihre hohen Ideale in der Kinderbegleitung an den ersten handfesten WindelFrei Streik verlieren. Sie kamen zu mir, weil sie mich in einem Interview sagen hörten: “WindelFrei als Seismograph hilft dir immer!”.

Und das ist es im Grunde: WindelFrei von Anfang an gibt Halt in schwierigen Zeiten und bietet eine Übersetzungshilfe. Wenn da der Wurm drin ist, ist das ein super Signal und eine deutliche Aufforderung, genau hinzuschauen.

Was steckt hinter dem Verhalten? Wie so oft ist da mehr als nur das Verhalten…

Seit nunmehr 5 Jahren begleite ich Mütter zu einer innigen Verbindung mit ihren Kindern. Angefangen habe ich mit reinen WindelFrei Begleitungen, dann kamen bald 1:1 Wut Begleitungen dazu und nun habe ich ein großes Gruppenprogramm, in dem ich die Frauen stärke und sie in tiefer vertrauensvoller Umgebung einen inspirierten Austausch mit anderen Frauen haben.

Meine Kundinnen wissen, dass sie ihre eigene Körperweisheit brauchen und sie lieben den Gedanken, dass ihnen WindelFrei geholfen hat, ihren Kindern eben diese zu erhalten. So dass diese es weniger schwer haben, ihre Gefühle zu leben. Ihre Kinder werden ihre Gefühle nicht verdrängen, sondern deren Vorboten lesen können. Und eben ganz genau ihre Bedürfnisse und Grenzen kennen.

Meine Kundinnen haben einen Teufelskreis durchbrochen! Einen Teufelskreis von Ablenkung und unterdrückten Gefühlen, die sich in so manch einer (körperlichen) Gewalt ihrer eigenen Eltern manifestierten.

So manch eine kommt sogar zu meinen Offline Veranstaltungen.

Im Wald hinter unserem Haus befindet sich ein Seminarhaus. Hier kommen Menschen aus aller Welt zu Gast, um “Dorf auf Zeit” zu leben. Das war schon so lange meine Vision, denn wie oft fühlen wir uns als Eltern allein?!

Sommer, Wald und Wind. Ich mit Kind im Arm und pures Glück

Im Seminarhaus biete ich Retreats für Familien an. Sie erleben eine intensive Zeit, in der sie ganz bei sich sein können, auftanken können, ein Clan auf Augenhöhe und eine Gemeinschaft ohne “Schwurbler” (Entschuldige das Wort, mir fehlt was Passendes – hier erscheint es mir als Unterstützung für meine klare Position, denn unsere Entscheidung in den ersten Lebensjahren unserer Tochter kitafrei zu leben, hat leider ungewollte Überschneidungen nach sich gezogen. Ich empfehle dir Nora Imlaus Auftritt im Digitalen Talk der Bildungsstätte Anne Frank.) genießen. Eine Gemeinschaft, die für weltoffene, solidarische und humanistische Werte steht. Und die wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in Frage stellt.

Im “Dorf auf Zeit” ist für jede:n gesorgt. Es werden gesunde Speisen zubereitet, wobei die Zutaten frisch, regional und aus biologischem Anbau eingekauft werden. Abends gibt es Feuer und Musik. Das Haus selber bietet Räume für Yoga, Meditation, Kunst und Tanz, eben Räume zur freien Entfaltung an.

Für mich läuft das so nebenbei, denn mein vertrauensvolles Team sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Mein Mann und ich kochen dort dann und wann als nice-to-have für Gäste.

Heute Abend kochen wir für unsere kleinen und großen privaten Freund:innen zum Beginn der Sommerferien. Dafür schmeißt sich mein Mann gerade schon ins Zeug…

Es ist jetzt 13 Uhr. So langsam mache ich mich auf den Weg, um meine Tochter von der Schule abzuholen. Das war und wird noch ein toller Tag.

Dieser Artikel ist entstanden, weil ich mich inspiriert fühlte, bei der Blogparade von Birthe Müller-Rosenau von den Leuchtturm-Eltern teilzunehmen. Ich möchte dich auch wahnsinnig gern auf ihren Blogartikel verweisen. Sie schreibt herrlich inspirierend über Gewaltfreie Kommunikation als eine ihrer Grundfeste.

Das ist eine Zeichnung meiner Vision. Sie steht auf meinem Schreibtisch, so dass ich sie immer sehen kann.