Hast du dich jemals gefragt, ob dein Kind bereit ist, die Windel loszuwerden? Gerade wenn Eltern Umgang mit dem Abhalten ihres Kindes haben, ist die Chance auf vergleichsweise frühes Trockenwerden sehr hoch. Die Unsicherheit mangels eigener Erfahrungen auch beim Trockenwerden der Kinder im Umfeld jedoch auch.

Regina und ihr Partner standen genau vor dieser Frage, als ihre 16 Monate alte Tochter Clara begann, Anzeichen fürs Trockenwerden zu zeigen. Die Reise, die sie daraufhin antraten, möchte ich als eine Inspiration für alle Eltern beschreiben, die ihre Kinder beim Trockenwerden bedürfnisorientiert unterstützen und dabei gänzlich auf Belohnungen, Druck oder Zwang verzichten möchten, ohne jedoch einfach nur abwarten zu wollen.

Problemstellung und Kontaktaufnahme

Viele Eltern stehen vor der Frage, wie und wann sie damit beginnen, ihr Kind beim Trockenwerden zu unterstützen. Regina und ihr Partner hatten durch ihre WindelFrei Praxis bereits von Anfang an ein sensibles Verhältnis zu Claras Ausscheidungsbedürfnissen entwickelt (Lies gern in meinem Blogartikel zum Zusammenhang zwischen WindelFrei und bedürfnisorientiertem Trockenwerden). Sie haben sie gewickelt (manche denken, das dürfe man nicht…), dennoch haben sie ihr in ihrem ersten Lebensjahr regelmäßig das Abhalten angeboten. Nun waren sie unsicher, wie sie den nächsten Schritt angehen sollten.

In der letzten Zeit hätten sie vermehrt das Gefühl, es würde sich gerade ein Zeitfenster fürs Trockenwerden auftun. Sie wussten nur nicht, wie sie ihre Tochter dabei bedürfnisorientiert begleiten könnten.

Ich hatte Lust, mich bereits frühzeitig zu informieren, um zu vermeiden, Clara etwas Falsches anzulernen. Ich weiß zwar, dass ich weiterhin entspannt bei dem Thema sein möchte und meine Tochter keinesfalls drängen möchte, doch gleichzeitig will ich nicht Nichts tun.

Regina, Mutter von Clara (zu diesem Zeitpunkt 16 Monate)

Auf der Suche nach Unterstützung und Orientierung wandten sie sich an mich, nachdem sie meine Kommentare in der Facebook Gruppe des Artgerecht Projekts als hilfreich und einfühlsam empfunden hatten.

Erstes Treffen und Methodik

In unserem ersten Zoom-Meeting gemeinsam mit ihrem Partner tauchte ich tief in ihre Welt ein. Ich hörte aufmerksam zu, um ihre spezifischen Bedürfnisse und Ängste zu verstehen. Wir sprachen über Claras Entwicklung, ihre Anzeichen fürs Trockenwerden und die Herausforderungen beim Wickeln, die im Laufe der Zeit mal mehr oder weniger auftauchten.

Sie haben ihre Tochter bereits in den ersten Lebensmonaten über dem WC abgehalten und sie mit Wegwerfwindeln gewickelt. Dann kam es, klassischerweise, mit zunehmender Mobilität und Selbstbestimmungsdrang ihrer Tochter zu Schwierigkeiten beim Wickeln. Immerhin klappte das große Geschäft weiterhin erfolgreich mittels ihrer gewohnten Abhalteposition über dem WC.

Mittlerweile zupft sich Clara an der Windel oder im Intimbereich, wenn sie keine Windel trägt, kurz bevor sie muss. Außerdem erleichtert sie sich bewusst in die Windel; der Interpretation der Eltern nach fast so, als nutze sie ganz bewusst die Windel, um sich zu entspannen. Die Pfützen auf dem Boden häuften sich ebenfalls.

Ich hatte den Eindruck, zwei ganz liebevolle und verantwortungsbewusste Eltern im Gespräch zu haben, die gemeinschaftlich als Team nach Wegen suchten, ihr Kind auf respektvolle und unterstützende Weise zu begleiten. Ihre Bereitschaft, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, sprach zudem für eine starke Elternkompetenz und ein tiefes Engagement für das Wohl ihrer Tochter.

Mein Ansatz für ihre Begleitung würde sich darauf konzentrieren, ihr elterliches Einfühlungsvermögen weiter zu erhöhen, Bedürfnisse herauszufinden, Strategien zu deren Erfüllung zu finden und ihre Kommunikation anzupassen. Das passt wohl auch genau für Regina und ihren Partner und so entschieden sie, sich von mir begleiten zu lassen.

Rolle der Begleitung im Prozess

Wir begannen mit meinem 6-Wochen-Programm, das auf eine bedürfnisorientierte Unterstützung beim Trockenwerden ausgerichtet ist. Das Programm umfasst regelmäßige Treffen und eine 24/7 Messenger Begleitung, um individuell angepasste Strategien für die Familie zu entwickeln, das Verhalten der Kinder besser auf dahinterliegende Bedürfnisse zu beziehen und entsprechend darauf zu reagieren.

Im Fall von Clara und ihrer Familie legte ich Wert darauf, gemeinsam Routinen und spielerische Ansätze zu entwickeln, die das Kind dabei unterstützen würden, ihre Körperwahrnehmung zu schärfen und den Ausscheidungsvorgang positiv zu assoziieren.

Meine Begleitung hat außerdem immer die Eltern im Blick. Claras Eltern kamen mit einem Gefühl von Unsicherheit zu mir. Sie waren engagiert und wollten das Beste für ihr Kind, nur hatten sie tausend Fragen und Angst, etwas unwiderruflich falsch zu machen.

Übe ich zuviel Druck aus? Wie kann ich unser Kind sanft aufs Töpfchen führen? Ist es wohl überhaupt soweit? Es ist ja noch so jung! Bilde ich mir das nur ein, dass es für das Töpfchen bereit ist? Wie läuft windelfrei in der Nacht ab? Und outdoor? … Fragen, Fragen, Fragen. Gepaart mit innerer Unsicherheit, und der Angst bei so einem sensiblen Thema etwas falsch zu machen. Das war mein Ausgangspunkt. Nun ist es anders.

Regina, Mutter von Clara (zu diesem Zeitpunkt 18 Monate)

Ich kann Eltern in meiner Begleitung nicht versprechen, dass ihr Kind am Ende trocken sein wird. Dennoch bietet eine Begleitung über eine längere Zeit immer den Vorteil, den ganzen Prozess mitzubekommen und direkt auf das einzugehen, was im Alltag meiner Klient:innen passiert. Dabei bekomme ich auch mit, wie es allen Beteiligten, insbesondere dem Kind während der Zeit mit all den Veränderungen geht und wir können nachjustieren. Veränderungen, die wir so anstoßen, können wirklich im Alltag Wurzeln schlagen, weil wir Stratgien anpassen können. Damit gewinnen meine Klient:innen eigene Sicherheit, um auch langfristig ihr Kind liebevoll auf seinem:ihrem weiteren Weg unterstützen und liebevoll führen zu können.

Erfolgsgeschichte und Feedback

Innerhalb weniger Wochen machte Clara beeindruckende Fortschritte. Regina schrieb zwischendurch, wie dankbar sie für die gewonnene Sicherheit und den Spaß am Prozess war. Sie entwickelten ein neues Vertrauen sowohl in ihre eigenen Fähigkeiten als Eltern als auch in die natürlichen Prozesse ihres Kindes. Sie lernten, Claras Verhalten besser zu deuten und darauf empathisch und geduldig zu reagieren.

Die große Unbekannte war das hinter dem Verhalten von Clara liegende Bedürfnis. Das herauszufinden ist zumeist eine Rätselaufgabe für diejenigen Eltern, die ihre Kinder bedürfnisorientiert begleiten (mal davon abgegesehen, dass sie auch ihre eigenen Bedürfnisse erraten müssen). In einem unserer Gespräche konnte ich ausschließen, dass Claras Verhalten darauf hindeutet, sie würde sich das Bedürfnis Autonomie erfüllen, indem sie außerhalb des Töpfchens, also an Orten, die dazu nicht freigegeben waren, uriniert. Es klang eher so, als würde sie großes Interesse an neuen Materialien haben.

Dies äußerte sich unter anderem darin, dass sie gelegentlich auf die Couch, auf der Badewannenmatte, dem Krokodil, urinierte oder draußen beim Spielplatz ganz genau auf die Steine am Rand pinkeln wollte, die Erde jedoch explizit auf Nachfrage ihrer Mutter ausschloss. Inspiriert von der Montessori-Pädagogik und speziell der Idee einer “vorbereiteten Umgebung” empfahl ich deshalb, Clara verschiedene Materialien explizit anzubieten, sowohl für das Urinieren als auch für andere sensorische Erfahrungen. Das sollte ihr ermöglichen, verschiedene Materialien selbständig zu erforschen und zu erleben. Diese Strategie half, Clara gezielter dazu zu bewegen, bestimmte Ort zum Pinkeln zu benutzen.

Clara liebt sehr das Spiel. Das zeigte sich in so vielen Situationen. Spiele helfen ihr zu kooperieren und uns wurde klar, dass hinter der Ablehnung des Töpfchens in vielen Situationen drinnen oder gar beim Ausscheiden unterwegs das Fehlen von Spaßigem steckte. Clara liebt Hunde, und so schlug ich vor, ihr zu zeigen, dass auch Hunde ihre Notdurft verrichten müssen. Dieser kreative Ansatz führte zu einem sofortigen Erfolg, wie Regina begeistert in unserem Messenger-Dienst mit einem Gif mitteilte:

“Norma!!! Der Hundetrick hat funktioniert!!!” Quelle: https://tenor.com/de/search/dog-toilet-gifs

Die beiden Eltern integrierten die vorgeschlagenen Methoden und Ansätze nahtlos in ihren Alltag. Ich erhielt zwischendurch Updates und Nachfragen per Messenger-Dienst. So zum Beispiel für die Nacht:

In den Nächten habe ich sie, auf ihren Wunsch hin, wieder nackt und ohne Windel schlafen lassen. Da sie aber in diesem „Wach, aber doch nicht wach“-Zustand sich nicht abhalten lässt, war mir das zu stressig. Deshalb habe ich sie mit Trainingshöschen schlafen gelegt (teils mit ihrem Einverständnis, teils nachträglich/heimlich, wenn sie schläft. Das fühlt sich für mich wie ein Vertragsbruch an.)

Regina, Mutter von Clara (zu diesem Zeitpunkt 17 Monate)

Es war mir eine große Freude, auch auf diese Mitteilungen hin prompt eine individuelle Einschätzung zu geben. In dem Fall habe ich geschrieben, dass ich ihre Empfindung durchaus nachvollziehen kann. Dennoch zählt auch ihr eigenes Bedürfnis. Ich schrieb ihnen, dass ich versuchen würde, das Vorgehen – wofür auch immer sie sich entscheiden: Abhalten, Töpfchen oder Höschen anziehen, mit Clara abzusprechen, sie also von dem Vorgehen in Kenntnis zu setzen.

Die Nächte sind tatsächlich für viele eine Herausforderung. Teils sind sie einfacher, zum Beispiel beim Abhalten von Babys, weil weniger Ablenkung vorherrscht und somit das Körpergefühl einer sich füllenden Blase viel deutlicher wird. Andererseits ist es dunkel, die Kinder sind müde, natürlich ist dann auch das Bindungsverhalten intensiver, weil das Bedürfnis nach Sicherheit immens größer ist. Einfach so zum Pinkeln loszulassen, bedarf also in den meisten Fällen einer sehr viel engeren Begleitung durch die engsten Bezugspersonen als am Tage. Vielen Kindern hilft in dem Fall – selbst auf dem Töpfchen! – eine enge Umarmung und Kopf anlehnen.

Auch beim Rausgehen empfanden Regina und ihr Partner zum Ende der Begleitung keinen Stress mehr. Sie schrieben mir:

Das war sonst stressig und von Gedanken begleitet, wie „Muss das Kind jetzt? …oder jetzt? … jetzt vielleicht?…hoffentlich pullert es nicht im Supermarkt in den Einkaufswagen… oder auf den Sitz im Bus“. Nun denken wir gar nicht mehr dran. Denn wir wissen nun, was zu tun ist, wenn es soweit ist.

Regina, Mutter von Clara (zu diesem Zeitpunkt 18 Monate)

Der Weg dahin führte über Berichte über Claras Verhalten beim Anziehen. Klassischerweise kommen Kinder in dem Alter in ihre erste Autonomiephase. Die äußert sich sehr oft über das Verweigern der Kooperation beim Anziehen (andere Bereiche sind: Schlafen, Essen und auch Ausscheidungen!). Auch hier zeigte sich anhand der Erzählungen, Clara mag Regressionsspiele. Ich erklärte den Eltern, welche Bedürfnisse sich ihre Tochter darüber erfüllt. Die Einladung zu den Regressionsspielen, so tun als sei sie ein Baby, kam von Clara selbst. Und das ist perfekt! Wann immer die Einladung vom Kind zum Spielen kommt, greif zu! Hier half es beim Anziehen (Wenn dich das Thema Bindungsspiele interessiert, schau mal bei Aletha J. Solter: “Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte”, Kösel Verlag, rein.).

Die Windel auszulassen beim Rausgehen war Clara jedoch nicht auszureden. Hier half es, Standardsituationen einzuführen und für den “Notfall” unterwegs zu sorgen: Vor dem Losgehen, nach dem Ankommen, Geschäfte oder Spielplätze auswählen, bei denen es Toiletten gibt, Wechselklamotten mitnehmen und Töpfchen für unterwegs dabei haben.

Abschluss mit Ausblick und Call-to-Action

Ich mochte deine positive Art, und wie lustig du an das Thema herangehst. Gleichzeitig bietest du fundiertes Wissen aus der Forschung. Doch das Beste war wie du, durch gezieltes Fragen, unsere Situation erfasst hast. Und natürlich die hilfreichen Werkzeuge, die du uns daraufhin mit auf den Weg gegeben hast. Damit hast du uns gezeigt, wie liebevolle Töpfchen-Begleitung geht.

Regina, Mutter von Clara (zu diesem Zeitpunkt 18 Monate)

Liebevolle Töpfchen-Begleitung, ja, das war es wohl, worin ich die Drei in dieser Zeit unterstützt habe. Clara und ihre Eltern genießen heute ihre neu gewonnene Unabhängigkeit, und ihre Eltern sind stolz auf ihren entspannten und respektvollen Umgang mit dieser wichtigen Entwicklungsphase.

Als Beraterin war es mir eine Freude und Ehre, diese Familie auf ihrem individuellen Weg zum assistierten Trockenwerden zu begleiten. Es zeigte sich einmal mehr, wie wichtig eine geduldige, achtsame und bedürfnisorientierte Herangehensweise ohne Druck für die Entwicklung von Kindern ist.

Diese Geschichte ist auch ein lebendiges Beispiel dafür, wie ein empathisches, geduldiges und kindzentriertes Herangehen den Übergang zur windelfreien Zeit unterstützen kann. Ich habe die Geschichte aber auch erzählt, um dir zu zeigen, dass eine individuelle Begleitung, die auf die einzigartigen Bedürfnisse jedes Kindes und jeder Familie eingeht, sehr viel mehr rings herum bewirkt:

Es sind nicht nur die Trockenwerden Schritte, die dein Kind geht, sondern es sind auch die Entwicklungsschritte, die du selbst während der Zeit vollziehst. Weniger Unsicherheit, vollkommene Klarheit über das Vorgehen, Verbesserung der ganzen Kommunikation, Festigung einer Selbstverständlichkeit in deinem liebevollen Umgang mit deinem Kind entgegen manch unpassender Ratschläge in deinem Umfeld, Zugewinn an Vertrauen in die Entwicklung und den Körper deines Kindes,…

Als Coachin und Beraterin freue ich mich jedes Mal aufs Neue, Familien auf ihrem Weg zum Trockenwerden ihrer Kinder zu begleiten. Meine Beratung und Unterstützung ist immer individuell und hilft Eltern dabei, ihre Kinder liebevoll und bedürfnisorientiert in dieser wichtigen Entwicklungsphase zu unterstützen.

Wenn auch du ähnliche Erfahrungen beim Trockenwerden deines Kindes machen möchtest und einen Weg suchst, der deinem Kind und deiner Familie gerecht wird, lade ich dich herzlich ein, Kontakt zu mir aufzunehmen. Gemeinsam erstellen wir einen individuellen Plan, der auf die Bedürfnisse eures Kindes und des gesamten Familie zugeschnitten ist. Vereinbart ein Kennenlerngespräch, um herauszufinden, wie ich euch helfen kann, diesen Übergang so achtsam und freudvoll wie möglich zu gestalten.