Ich wollte von Anfang an eine außerklinische Geburt. Darin war ich mir klar. Und ich wusste auch, wo ich mich betreuen lassen wollte: Im Geburtshaus Treptower Park, in Berlin Treptow. Dass ich jemals eine Hebamme für Hausgeburt suchen würde oder jemals “Hebamme Hausgeburt” googlen würde, wusste ich jedoch nicht…

Dass es dafür noch so einiges vorzubereiten galt, wurde mir erst spät klar und es hat nicht mehr viel gefehlt, dass ich meinen Traum von einer außerklinischen Geburt an den Nagel hätte hängen können.

Damit dir das nicht passiert und du dich frühzeitig um deine selbstbestimmte Geburt kümmerst, schreibe ich hier über meine persönliche Erfahrung bei der Hebammensuche und über meinen Entscheidungsprozess für eine Hausgeburt.

Du wirst hier manches finden, was ich zu spät gemacht habe, aber auch einiges, das dich inspirieren darf für deine selbstermächtigte Geburt. Nach meiner heutigen Erfahrung (meine persönliche und auch durch die Begleitung anderer Frauen) passiert es leicht, so einiges aus der Hand zu geben, weil wir so froh sind über den Schatz, den wir nun endlich in unserem Körper (und später auch außerhalb unserer Körper) tragen. Dabei dürfen wir uns genau deshalb auf uns selbst besinnen und verlassen. Da ist liegt unsere Kraft.

Ich dachte: zuerstmal das erste Trimester abwarten…

Als ich in Berlin lebte, bin ich häufig am Geburtshaus Treptower Park vorbeigefahren und ich sah immer diese Tafel, die von einem Storch gehalten wird und auf der die Namen der kürzlich geborenen Kinder mit Datum aufgeführt sind. Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich eines Tages auch dort gebären werde.

Schild mit Hedwig als Name eines neugeborenen Babys am Geburtshaus mit Hebamme für Hausgeburt
Eines Tages war es dann auch mein Kind, für das ein Schild am Geburtshaus beschriftet wurde. Hier noch mit dem Projektnamen 😉

Als ich endlich schwanger wurde, habe ich mich jedoch erstmal nur um meine Projekte im Haus und Garten und um mich gekümmert (Die vielen stressigen Jahre in meinem Job, mein langer Kinderwunsch und dann doch eine spontane natürliche Schwangerschaft nach etlichen Fehlversuchen in der Kinderwunschklinik haben eine deutliche Sehnsucht nach innerer Verbundenheit hinterlassen…). Mir kam überhaupt nicht in den Sinn, mir jetzt schon einen Platz an meinem Wunschgeburtsort zu sichern. Ich hatte jedoch überhaupt nicht bedacht, dass das noch schwierig werden könnte.

Vielleicht war ich auch zu sehr damit beschäftigt, die Schwangerschaftsbeschwerden der ersten drei Monate “abzuwettern”. Wobei es, glaube ich, Schlimmeres gibt, als den halben Tag auf der Gartenliege zu liegen, zu lesen und zu schlafen (Meine latente Übelkeit blieb allerdings…). Und: das entsprach auch genau meinem Plan: nach dem Ende meines letzten befristeten Arbeitsvertrages endlich mal nichts tun (Dass ich schwanger wurde, wusste ich damals noch nicht. Aber dazu ein andermal…).

Außerdem dachte ich immer daran, dass das erste Trimester als die kritische Phase bezeichnet wird. Ich nahm an, dass alle Frauen solange warten und dass das ganz normal sei. Warum also nicht erst ab dem 4. Monat anfangen, mir über meine Geburt Gedanken zu machen?

Abschleifen und neu streichen des Gartentisches Blog Hebamme Hausgeburt
Eines meiner Projekte: Abschleifen und neu streichen des Gartentisches

Nun gut, Zeit verging. Und als es mir besser ging, Anfang 4. Monat, bekam meine Mutter einen Schlaganfall. Krankenhaus, meinen Vater versorgen, jeden Tag 70 km Hin-und Hergefahre zur Klinik, zu meinem Vater, pipapo. Keinen Sinn für die Geburtsortsfrage. Naja, MIR war ja auch alles klar. Immerhin wusste ich doch, wo ich gebären wollte. Deshalb kam mir überhaupt nicht in den Sinn, etwas anderes zu organisieren.

Meine Tipps für dich

  • Besorge dir Bücher, die sich um Schwangerschaft und Geburt drehen. Ich empfehle immer sehr gerne: Ingeborg Stadelmann – Die Hebammensprechstunde; das wird dich deine gesamte Schwangerschaft und die Wochenbettzeit begleiten können.
  • Überlege dir, wie du dir deine Schwangerschaft und Geburt vorstellst. Dies ist der Beginn einer wunderschönen Reise! Nutze Visualisierungstools und übe meditieren, um dich früh ins Vertrauen und in eine selbstermächtigte Haltung zu bringen. Ich empfehle hier gern Jobina Schenk – Die Meisterin der Geburt.
  • Besorge dir jetzt auch schon Bücher für die Zeit mit Baby! Es gibt nicht Schöneres zum Stimulieren deiner Vision . Hier empfehle ich vor allem: Jean Liedloff – Auf der Suche nach dem verlorenen Glück und Nicola Schmidt – Artgerecht. Das andere Baby-Buch.

“Haben Sie sich schon um eine Hebamme gekümmert?”

O-Ton meiner Frauenärztin. Sie gab mir eine Liste der örtlichen Hebammen mit der dringenden Bitte, dass ich mich jetzt kümmern sollte. Mein Blick auf die Liste zeigte: keine Hebamme für Hausgeburt, nicht einmal Beleghebammen, nur Wochenbetthebammen. Okay, eine Hebamme fürs Wochenbett brauche ich ja auch, also wenigstens schonmal die anschreiben.

Eine der Hebammen von der Liste wohnte ein paar Straßen weiter. Sie jedoch sagte mir, dass sie selber nicht die Betreuung in der Wochenbettzeit übernehmen könne, ich mich aber super dringend weiter umhorchen sollte. Da war ich in der 13. Schwangerschaftswoche.

“Leider kann ich ihre Betreuung nicht übernehmen. Ich würde Sie daher bitten, sich möglichst bald bei weiteren Kolleginnen zu melden, da im Moment ein großer Hebammenmangel herrscht.”

Die angefragte Hebamme für mein Wochenbett per E-Mail.

Vielleicht war das mein Augenöffner. Zumindest erkundigte ich mich nun endlich beim Geburtshaus nach dem Prozedere. Wir sollten einen Info-Abend besuchen, bei dem wir uns auch in die Liste zur Betreuung eintragen könnten.

Mitte August, ich war mittlerweile in der 17. Ssw, fanden wir uns zusammen mit 15 anderen Pärchen beim Info-Abend ein (In vor-Corona-Zeiten war das noch möglich…). Am Ende ging eine Liste rum, in die wir uns eintrugen. Wir sollten auch den errechneten Geburtstermin (ET) eintragen und so konnte ich, Datenschutz sein Dank, auch die ETs der anderen Anwesenden sehen. Ach du grüne Neune! Neben mir saß ein junger Mann, deren Partnerin zur Zeit auf Reha war und gerade gestern erst einen positiven Schwangerschaftstest gemacht hatte… Ich war platt und ernüchtert. Dennoch hatte ich Hoffnung, dass das noch was wird.

Ungefähr eine Woche später bekam ich den Anruf mit dem Hinweis, ich sei auf der Nachrückerinnenliste… Gepaart mit der nachdrücklichen Information, ich solle mich um jemand anderen kümmern. Doch in ca. 2 Wochen könne ich ja nochmal anrufen, da seien die meisten Hebammen aus dem Haus wieder zurück aus dem Sommerurlaub und möglicherweise gäbe es ja bei der einen oder anderen noch Kapazitäten…

Meine Tipps für dich

  • Suche frühzeitig nach einer geeigneten Hebamme; nach meiner Erfahrung am besten gleich nach dem positiven Schwangeschaftstest (spätestens 7. Ssw). Viele Hebammen sind nämlich bereits Monate im Voraus ausgebucht.
  • Achte darauf, dass du eine Hebamme für Vorsorge, Geburt und Wochenbett findest, denn die Unterstützung in allen drei Phasen kann dir unglaublich helfen. Außerdem kann es sein, dass eine Hebamme zwar zu deiner Geburt kommen wird, dich allerdings nicht in deinem Wochenbett unterstützen kann und umgekehrt. Eine Hebamme in der Vorsorgezeit kann dir auch jetzt schon bei Unsicherheiten und Beschwerden helfen.
  • Gibt es Geburtshäuser, Hebammenpraxen, evtl. Hebammengemeinschaften in deiner Nähe? Oder Hebammen, die dich als Beleghebammen bei deiner Geburt im Krankenhaus begleiten dürfen (Hier ist der Vorteil, dass du bereits während der Schwangerschaft eine intensive Bindung zu ihr aufbauen kannst.).
  • Beschäftige dich mit deiner Geburtsentscheidung schon zeitig in deiner Schwangerschaft. Was ist dir wichtig für deine Geburt? Mache dir dazu eine Liste. Ein unterstützendes Buch war für mich: Jobina Schenk – Meisterin der Geburt.

Huch, ganz schön viel Konjunktiv! “Hebamme Hausgeburt” dominierten nun erstmal meine Internetsuche

Ich also weiter das Internet durchforstet… “Hebamme Hausgeburt”, Trefferzahl heute: 649.000. Durch Zufall stieß ich auf die Website: hausgeburtshebammen-in-berlin.de (die ist leider nicht mehr aktuell…). Dort gab es einen Kapazitätenkalender und das Tollste war: es gab für meinen ET, 27.1.2018, noch Kapazitäten. Also meldete ich mich kurz entschlossen bei ihr.

Wir trafen uns zu einem Kennenlernengespräch und sie erzählte mir, wie eine Begleitung durch sie aussähe. Eine Betreuung durch sie wäre definitiv auf eine Hausgeburt hinausgelaufen.

Ein bisschen habe ich zu diesem Zeitpunkt schon mit einer Hausgeburt geliebäugelt, aber ich war mir überhaupt noch nicht schlüssig. Doch was blieb mir wohl anderes übrig, als mich jetzt schon mal mit dem Gedanken anzufreunden?!

Dann doch lieber Nestbau! Ich beim Streichen in der 19. Ssw.

Außerdem wusste ich überhaupt nicht, wonach ich mich bei meiner Entscheidung für eine Hebamme richten sollte…

Na klar, kann ich schauen, wie passig wir sind, aber ohne persönliche Erfahrung? Was ist meine Messlatte, mein Seismograph? Und außerdem bei der beschränkten Anzahl, eine wirkliche Wahl hätte ich ja überhaupt nicht gehabt.

Sie hatte eine total angenehme, sympathische Art. Ich mochte sie. Allerdings hätte ich mit ihr definitiv eine Hausgeburt angestrebt. Zu diesem Zeitpunkt! Ich war in der 19. Schwangerschaftswoche. Und noch viel zu unsicher. Meine Geburt bei uns zuhause? Wie kann ich meinen Mann mit ins Boot holen? Ich weiß: schlussendlich ist es meine Entscheidung. Und mit meinem heutigen Ich (das natürlich auch über die Erfahrung einer Geburt verfügt) hätte ich das wohl damals auch vehement vertreten.

Meine Tipps für dich

  • Triff dich mit einer potentiellen Hebamme und horche in dich rein, ob du dich in ihrer Nähe wohl fühlst – auch unabhängig von deiner Geburt. Kannst du zum Beispiel all deine Gedanken bedenkenlos mit ihr teilen oder spürst du: irgendwas ist komisch und die Chemie stimmt nicht 100%ig? Ich glaube, es geht vorrangig um Zwischenmenschliches und erst nachgelagert um Kompetenzen oder Alter oder eigene Geburtserfahrungen der Person. Wie beim Kennenlernen von neuen Menschen – mit manchen funzt es sofort, mit anderen eher nicht.
Blogartikel Hebamme Hausgeburt Norma Burow baut Terrasse mit Holz
Und nochmal Nestbau… Hier habe ich schon gemerkt, dass ich nicht mehr so gut zwischen die Balken passe (21. Ssw).

Entscheidungsprozess für meine Hausgeburt

Weil ich mir immer noch Optionen offen lassen wollte – weil ich mich immer noch nicht definitiv auf eine Hausgeburt einlassen wollte, entschied ich mich für die Betreuung einer Hebamme aus dem Geburtshaus Treptower Park.

Ich hatte nun Zeit mir klar zu werden. In den nächsten Wochen lernte ich meine Hebamme kennen. Auch mein Mann kam mit zu den Treffen. Wenn ich mich recht erinnere, war er auch bei jedem Treffen mit dabei. Zu meiner Frauenärztin ging ich immer allein, aber zur Hebamme kam er mit.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir auch schon, dass die Hebammen dieses Geburtshauses immer in Teams arbeiten: Sie wechseln sich in ihren Bereitschaftszeiten ab, so dass eine von beiden die Geburtsbegleitung übernimmt. Zur Papierarbeit und Nachsorge direkt nach der Geburt kommt dann eine dritte Hebamme. Das hörte sich für uns so überzeugend an!

Und das Prozedere ist unabhängig davon, ob die Frau sich für eine Geburt zuhause oder im Geburtshaus entscheidet. Und deshalb lies ich mir auch Zeit mit der Entscheidung… Dank der Hebamme ging es mir damit ziemlich gut: Wir haben für die Geburt sämtliche Vorbereitungen auch unabhängig vom Ort getroffen. U.a. musste ein Krankenhaus für den Notfall innerhalb weniger Minuten erreichbar sein.

Meine Tipps für dich

  • Finde heraus, welche Gegebenheiten für deine Situation vorherrschen: Regionale Verfügbarkeit von außerklinischen Alternativen, Krankenhaus mit hebammengeführter Geburtsstation, Fahrtzeiten.
  • Spiele verschiedene Szenarien durch und horche in dich rein. Nimm dir Stühle zur Hilfe, die du in einem Kreis aufstellst. Einen nimmst du exemplarisch für eine Hausgeburt, einen anderen für eine außerklinische Geburt wie z.B. in einem Geburtshaus und einen weiteren für eine Geburt im Krankenhaus. Setze dich auf jeden und spüre nach: wo fühlst du dich wohl? Welche Gedanken kommen hoch? Bewerte sie nicht, sondern schreibe sie dir am Anschluss auf.

Unterstützende Faktoren für meine Entscheidung zur Hausgeburt

In den nächsten Wochen traf ich auch die Entscheidung zur Teilnahme an einem Hypnobirthing Kurs (3 Termine über mehrere Wochen verteilt). Und außerdem stand ein Standard Geburtsvorbereitungskurs (ein Wochenende) auf dem Plan. Die Teilnahme an beiden Kursen haben immens dazu beigetragen, dass ich mich immer mehr dem Vertrauen in meine Gebärkraft genähert habe (Ich werde in einem anderen Blogartikel zu meinen Geburtsvorbereitungen schreiben. Meinen positiven Geburtsbericht findest du schon hier verbloggt.).

Mein Mann mochte die Sprache des Hypnobirthing Standard Werkes überhaupt nicht (Marie F. Mongan) und legte es nach einigen Seiten wieder weg. Auch waren die Meditationen, die wir bei den jeweiligen Hypnobirthing Kursterminen gemeinsam üben durften, nicht seins. Aber er begann durch zunehmendes Wissen über den Geburtsprozess diesem auch zu vertrauen.

Bild eines bequemen Fahrrads für Schwangere mit tiefem Einstieg Blog Hebamme Hausgeburt
Jetzt brauchte ich ein bequemeres Fahrrad mit tiefem Einstieg (27. Ssw).

In meinem Prozess des Annäherns an meine in mir ruhende jahrtausendealte Gebärkraft fällte ich auch irgendwann die Entscheidung, zuhause zu gebären. Diese Überzeugung bekam ich durch intensive mentale Arbeit: Ich meditierte und übte mich in der Wellenatmung (Demnächst schreibe ich dir über meien Geburtsvorbereitungen mehr. Als Inspiration kannst du schon mal bei Laura Malina Seiler vorbeischauen und Folge 306 ihres Podcasts hören.).

Über die Zeit wurde ich zunehmend sicherer. Ich fing damit an, Begriffe wie: entbinden oder Wehe zu verbannen und entzog mich negativen Geburtsberichten, um voll bei mir zu bleiben. Ich nutzte stattdessen: gebären und Welle, und sah mir die Videos von positiven Geburten im Hypnobirthing Kurs an. So begann ich meine Geburt mit Selbstverständlichkeit zu sehen und auch keinen Plan B mehr auszuhecken. Das betraf insbesondere eine zwischenzeitliche Unsicherheit zum Notfall, ob ich mir nicht doch lieber noch vorab die Geburtsstation des am nächsten liegende Krankenhauses anschauen sollten. Ich entschied mich dagegen, denn Fokus sollte Plan A bleiben.

Unterstützend war außerdem, dass meine Hebamme mir versicherte, dass es für sie letztendlich egal sei, wo sie hinkäme, so dass ich ganz allein für mich die Entscheidung treffen könne.

Dann informierte ich meinen Mann über meine Entscheidung für eine Hausgeburt. Er erschrak. Heute sagt er mir, dass er nicht das Gefühl hatte, mir das irgendwie noch ausreden zu können. Außerdem hatte er seiner Erinnerung zufolge an vielen Stellen immer wieder gehört: Widerspreche nicht einer Schwangeren. Ich kann mich nicht daran erinnern… und in meinem Erleben hat er auch ganz viel an Vertrauen gewonnen durch die intensive Vorbereitungszeit seit ca. 32. Ssw.

Meine Tipps für dich

  • Glaube an deine Gebärkraft unabhängig vom Geburtsort
  • Lies unterstützende Bücher z.B.: Jobina Schenk – Meisterin der Geburt, Marie F. Mongan – Hypnobirthing
  • Schüzte dich und deine Wahrnehmung durch Abschirmen von ungewollten Bildern, Begriffen und Geschichten – rüste dich stattdessen mit positiven Bildern rund um Schwangerschaft und Geburt. Übe zu meditieren und visualisiere eine positiven Geburt.

Hinterlasse mir doch einen Kommentar und erzähl mir: Wie stärkst du dich bei deiner Entscheidung für den Geburtsort und wie findest du eine Hebamme?