Oh, was macht denn ihr da? Ist das nicht ganz schön aufwendig? Na ihr macht ja einen Aufriss… Ehrlich jetzt??? Nein, WindelFrei hat mir so einiges erleichtert und ermöglicht. Ich möchte in diesem Artikel über meine 4 liebsten Motive schreiben, warum ich ‘WindelFrei’ liebe. Motive, die mir immer wieder begegnen und mir am Herzen liegen – persönlich und in meiner Beratungspraxis.

WindelFrei stärkt Bindung und Beziehung

Es geht um gesehen werden. Ich glaube, dass ich unsere Tochter durch das Praktizieren von “WindelFrei” einfach super gut kennengelernt habe! So weiß ich heute mit ihren gerade 3 Jahren, dass manches ihrer Stimmungstiefs auf eine volle Blase oder vollen Darm hindeutet.

Das war auch schon so in der Babyzeit: wenn sie manchmal aus heiterem Himmel unzufrieden oder unruhig war, musste sie pinkeln. Beispielsweise hat sie sich an den meisten Abenden während des Einschlafstillens bis zu dreimal erleichtert (Dazu auch mein Blogartikel “Mein Weg in die WindelFreiheit meines Babys” ). Sie war sehr unruhig trotz Stillen, zappelte, dockte an und ab und fand einfach nicht in den Schlaf. Sobald das erledigt war, schlief sie seelenruhig viele Stunden.

Ich habe meine Tochter durch Beobachten kennengelernt. Dass Babys ihre Grundbedürfnisse nach Schlafen, Essen und Nähe deutlich kommunzieren, war mir klar. Dass sie ihr Bedürfnis nach Ausscheidung ebenfalls kommunizieren, wusste ich nicht. Und auch das war in unserem Fall nicht immer Rätsels Lösung. Sie hat(te) feine Antennen.

Aber durch Beobachten konnte ich lernen, achtsam mit ihr zu sein und ihre Ausscheidungssignale und ihren Rhythmus zu erkennen. Ich durfte lernen, sie zu unterscheiden von anderen Verhalten und auch wie sie sich entwickelten über die Zeit. Schlussendlich ist das für mich bedürfnisorientierte Kommunikation, und WindelFrei ermöglicht mir das zu leben.

Baby liegt mit nackigem verpixeltem Po auf eine Decke am See
Einfach nur daliegen. Als Baby – WindelFrei.

Wenn Kinder älter werden, kommunzieren sie ihre Bedürfnisse ebenfalls oft über ihr Ausscheidungsverhalten. Ich erlebe dann in meinen Beratungen, dass es Eltern leichter fällt, die dahinterliegenden Bedürfnisse und Verletzungen des Kindes Integrität wahrzunehmen, wenn sie ihr Kind bereits in Babytagen achtsam bei seinen Ausscheidungen begleitet haben. Sie konnten frühzeitig ihr elterliches Einfühlungsvermögen trainieren.

Ein Kleinkind liegt mit nackigem verpixeltem Po platt auf dem Boden
Sich platt auf den Boden legen und alles spüren. Als Kleinkind – WindelFrei.

WindelFrei nährt außerdem meine persönlichen Werte von Freiheit, Flexibilität und Selbstbestimmung.

Windel benutzen oder nicht? WindelFrei heißt für mich hinhören/-schauen, abhalten und nach Bedarf wickeln. Ich kann ganz flexibel sein: Wenn ich z.B. überfordert bin oder wenn es mich stresst, alle Antennen aufs Baby gerichtet zu haben, habe ich die Möglichkeit eine Windel (oder eben ein Backup) zu nutzen. Es ermöglicht mir eben genau so viel Flexibilität, wie ich gerade brauche.

Mein Baby nicht WindelFrei zu begleiten, stresst mich jedoch auch: Ich stelle mir vor, wie ich mich fühle, sollte ich sonntagabends entdecken, dass die Windeln alle sind… Was mache ich dann, wenn ich nicht weiß, wie ich die Nacht ohne Windel hinkriege? Oder ich bin außerhalb eines städtischen Umfelds unterwegs, die letzte Windel aufgebraucht, kein Laden weit und breit. Was mache ich dann: da stehen und nicht weiter wissen? Ich mag diese Vorstellung nicht, weil sie sich für mich anfühlt wie pure Fremdbestimmung.

Beitragsbild für den Blogartikel warum ich windelfrei liebe. Eine Babypuppe sitzt auf einem Töpfchen neben Büchern im Regal.
Meine Abhaltepuppe sitzt auf einem Abhaltetöpfchen und freut sich über die Bibliothek im Bad.

Später gab es bei uns die Töpfchenzeit und damit eine weitere Komponente von Freiheit: als unsere Tochter ins Sitzalter kam, konnte sie sich aufs Töpfchen setzen und das Abhalten entfiel. Es gab zwar noch eine Zeit, in der es für sie leichter war, ihr großes Geschäft beim Abhalten zu erledigen, doch Pippi ging zuverlässig in ein bereitgestelltes Töpfchen. Und sie nutzte diese Zeit für intensive Literaturstudien, während wir eine kurze babyfreie Zeit hatten. Wir haben ihr eine kleine Bibliothek im Bad eingerichtet und auch der Zeitungsstapel wurde genutzt.

Außerdem konnten wir Frühmorgens länger im Bett bleiben und den Tag gemütlich starten, indem sie unmittelbar nach dem Aufwachen unser Angebot annahm, sich aufs Töpfchen zu setzen. Ein Griff raus, Töpfchen aufs Bett, Kind raufgesetzt. Sie konnte sich erleichtern, während wir langsam aufwachten. Ein anschließendes Kuscheln, vielleicht stillen oder Buch vorlesen brachte uns wundervolle entspannte Morgende (Ähnlich beschreibt das auch Wiebke Joormann-Scholz).

WindelFrei macht Spaß

Wie sie lachte. Ich hatte bereits im Blogartikel über meinen Start in die WindelFreiheit darüber geschrieben, dass uns das (Teilzeit-)WindelFreie Leben auch ziemlichen Spaß brachte. Das Abhalten vor dem Spiegel gefiel ihr sehr; wie sie lachte! Ich erinnere mich aber auch an das Phänomen des Pinkelns, sobald wir unsere Tochter zum Windeln öffnen ablegt hatten. Oder nach dem Abhalten, als nochmal ein Schwung auf die Wickelunterlage ging… Das ereilte besonders häufig meinen Mann, weil unserer Arbeitsteilung zufolge, “ich fülle auf, er leert aus”, er sich auch häufiger um ihre Ausscheidungen kümmerte. Wie sie dann gluckste…

Kleinkind ist an der Hand von Mama undträgt einen Müllbeutel
Den Müllbeutel selber entsorgen. Hier ist die Tüte gefüllt mit dem Inhalt einer Katzentoilette im Urlaub.

WindelFrei und Umwelt, Natürlichkeit

Umwelt und Natürlichkeit – daran merke ich auch, warum ich ‘WindelFrei’ so liebe: Es unterstützt meinen Gedanken an Nachhaltigkeit. Daran, dass wir die Ressourcen unserer Erde schätzen und mit ihnen sparsam umgehen sollten. Die erste Zeit nach der Geburt unserer Tochter bedeutete: Wir brauchen eine viel größere Mülltonne, um all die benutzten Wegwerfwindeln zu entsorgen!!! Also wir waren entsetzt darüber, dass wir allein so viel mehr Müll produzierten (Siehe Wiebke Gaude und ihre Initiative das Thema Windelmüll in das Abfallvermeidungsprogramm aufzunehmen.).

Vor der Geburt haben wir den 14tägigen Entleerungsrythmus nie ausgenutzt. Wir wohnen in einem Einfamilienhaus und haben eine Mülltonne für uns allein. Vorher für uns zwei, ab der Geburt unserer Tochter für uns drei. Doch plötzlich mit den Wegwerfwindeln haben wir nichtmal mehr diesen Turnus durchgehalten!!! Wir mussten die nächstgrößere Größe beim zuständigen Abfallentsorger ordern… Das hat uns ganz schön zu schaffen gemacht.

Durch ‘WindelFrei’ wurde es auch erstmal nicht gerade besser: Ja, irgendwann haben wir diesen zusätzlichen Platz in der Mülltonne nicht mehr gebraucht, aber zuvor haben wir mehr Windeln als andere benötigt. Wir haben nämlich die Windel gewechselt, sobald Pippi in die Windel ging. Ich kannte andere Babys, bei denen das nicht so passierte. Der Superabsorber hat den Eltern wohl genug Vertrauen geschenkt und Legitimation gegeben, die Windel so lange wie möglich dran zu lassen… (Obowohl das bestimmt kein schönes Gefühl ist, wie Jessica Sawatzke in ihrem Windelklimaexperiment beschreibt.)

Aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, mein Kind läge in einer als Toilette benutzen Windel UND!!! ich fand diesen chemischen Geruch fürchterlich (Heute weiß ich, dass mich mein Geruchssinn nicht betrog.). Heute wüsste ich, dass wir für die Ökobilanz auch Stoffwindeln hätten benutzen können oder schon früher mit Backups beginnen können – aber damals hatte ich mich noch nicht damit beschäftigt.

ein kleinkind steht auf einem Learning Tower. Rückenansicht. Trägt Wollwindelüberhose und Stulpen
Der Learning Tower und die Spüle. Sie trägt eine Wollwindelhose und Stulpen.

Zu Guter Letzt: Frühes Trockenwerden oder Trockenbleiben

Auch wenn ein frühes Trockenwerden nicht das Ziel von Elimination Communication (Ausscheidungskommunikation) ist, lese ich immer wieder davon, dass WindelFreie (auch nur teilzeit WindelFreie) Kinder durchschnittlich früher trocken werden oder einfach bleiben (Immerhin bringen sie die Anlagen mit ihr Bedürfnis mitzuteilen und ihr Nest nicht zu beschmutzen… siehe auch Janina Pohle in ihrem Artikel).

Dafür wird eine verbesserte Körperwahrnehmung verantwortlich sein: Denn wenn auch nur ab und zu der kortikale Reiz einer vollen Blase oder eines vollen Darms, der ans Gehirn weitergegeben wird, wahrgenommen werden kann, ermöglicht es den Kindern ihr Bedürfnis nach sauber bleiben aufrechtzuerhalten. So ist unsere Tochter mit 18 Monaten tagsüber trocken gewesen und nachts bereits mit 7 Monaten. Ohne jemals mit ihr ein Töpfchen- oder Sauberkeitstraining gemacht zu haben. Ohne Zwang, nur ihrem Wunsch nachkommend, in ihrem Ausscheidungsbedürfnis wahrgenommen zu werden.

Ich habe für dich DIE Lösung zu deinem entspannten Start ins (Teilzeit-)WindelFreie Leben!

Ich hatte als frisch gebackene Mama oftmals das Gefühl, mein Gehirn könne alle neuen Eindrücke nicht so gut verarbeiten, weil es vollgestopft mit neuen Informationen war. Erkennst du dich wieder? Mein Mental Load war ziemlich hoch: Was meint mein Baby, wenn es weint? Stillen, Schlafen, Kuscheln, Schmerzen, Kälte/Wärme, Entspannung, Pullern? Wann kann ich mal duschen, essen, Zähneputzen? Ich wollte mein Baby entspannt genießen und nicht angespannt sein, weil ich mir das alles nicht merken konnte (Stichwort Stilldemenz…) Ich hätte was zum Aufschreiben und Loswerden dieser vielen Informationen gebraucht!!!

Windelfrei - Norma Burow hält eine Abhaltepuppe über einem Abhaltetöpfchen ab
Meine Arbeitspuppe und ich beim Abhalten über einem Asia Töpfchen aus Bambus

Deshalb habe ich für meine Kundinnen Just WindelFrei kreiert – ein Workbook, das ihnen zu mehr Leichtigkeit im WindelFreien Alltag verhelfen soll. Und das möchte ich hier auch gerne mit dir teilen: Just WindelFrei ist konzipiert als beschreibbares PDF, weshalb du es direkt am Handy bzw. Tablet benutzen kannst. Du hast es praktisch immer dabei, egal wo du bist!

Hol dir Just WindelFrei und lebe entspannt WindelFrei auf dem Weg zu deiner innigen Beziehung mit deinem Kind.

Nachtrag

Dieser Blogbeitrag ist entstanden im Rahmen der inspirierenden #boomboomblog Challenge bei Judith Peters @sympatexter. Alle Teilnehmenden waren eingeladen über “Warum ich … liebe” zu schreiben; aus diesem Anlass schreibt sie darüber, warum sie das Bloggen liebt.

Diesen Artikel zu schreiben war außerdem meine Herzensangelegenheit im Rahmen der Internationalen Windelfrei Woche 2021. Im Rahmen dieser Woche sind viele inspirierende Beiträge unter dem #windelfreiwoche2021 auf den Social Media Plattformen Facebook und Instragram entstanden. Ich danke auch hier noch einmal den Organisatorinnen Janina von Leonina.Freigeborgen,Wiebke Gaude und Griseldis von Windelfrei Frankfurt